Ein Lavasee mitten im Eis, trockenes Wasser, fliegende Kühe, falschherum wachsende Bäume und drei Sonnen, von denen zwei am Tag scheinen und eine in der Nacht: Was in unserer Welt nur für Kopfschütteln sorgt, kann in einer Fantasy-Welt vollkommen normal sein. In ihr kann es Magie und übernatürliche Wesen geben und physikalische Gesetze können außer Kraft gesetzt sein. Im Grunde ist in der Fantasy alles nur Erdenkliche möglich.
Nichtsdestotrotz findet sich in Rezensionen zu Fantasy-Werken immer mal wieder der Vorwurf, die Welt sei unlogisch gewesen. Scheinbar sind den Möglichkeiten also doch Grenzen gesetzt. Aus berechtigten Gründen kann man sich daher die Frage stellen:
Wie logisch muss eine Fantasy-Welt eigentlich sein?
Grundsätzlich stellt sich in der Fantasy die Frage, wessen Logik eigentlich in Frage gestellt werden muss. Die der Welt, die in sich schlüssig ist, aber nicht zu den Erwartungen der Leser*innen passen? Oder die der Leser*innen, die sich nicht mit den Gesetzen verträgt, die in der Fantasy-Welt gelten? Oder finden sich am Ende doch in der Logik der Fantasy-Welt Brüche, die sie unglaubwürdig werden lassen?Fantasy-Welten sind stets ein Balanceakt. Auf der einen Seite sollen diese Welten anders, fantastisch sein. Es wird geradezu erwartet, dass sie sich von der Realität unterscheiden. Auf der anderen Seite funkt beim Lesen immer wieder unser reales Logikverständnis dazwischen: Wenn z.B. plötzlich physikalische Gesetze außer Kraft gesetzt werden, weckt das Zweifel an der Logik der Welt.
Erklärungen und innere Logik
Meiner Meinung nach kann in Fantasy-Welten grundsätzlich alles möglich sein. Auch außer Kraft gesetzte physikalische Gesetze. Die Frage ist für mich lediglich, wie die Welt dargestellt wird. Wenn mir gute Erklärungen geliefert werden, warum etwas so ist, wie es ist, kann das funktionieren. Wenn die Welt nach einer eigenen Logik funktioniert, die sich von meiner unterscheidet, aber schlüssig ist, kann das ebenso funktionieren.Problematisch wird es erst, wenn sich die einmal dargestellte Logik nicht durch die gesamte Geschichte zieht. Wenn Wasser auf den ersten 300 Seiten grundsätzlich staubtrocken ist, braucht es eine sehr gute Erklärung, warum eine Figur auf Seite 301 durch Wasser plötzlich nass wird. Wenn mit Magie bisher nur Gegenstände verschoben werden konnten, brauche ich einen Grund, warum damit auf einmal jemand wieder zum Leben erweckt werden kann. Sind die Erklärungen überzeugend, kann auch dieser Bruch funktionieren. Wenn ich jedoch merke, dass die Welt immer so zurechtgebogen wird, wie sie für den Verlauf der Geschichte gerade gebraucht wird, stört mich das.
Etwas fehlende Logik darf sein
Trotzdem bin ich bereit, kleine Logiklücken zu verzeihen. Wenn Wasser überall trocken ist, aber an einer bestimmten Stelle in der Welt ist es nass, kann ich das akzeptieren, auch wenn es keine weiteren Erklärungen dazu gibt.Ich stelle mir dann immer die Frage, wie viel ich von unserer Welt verstehen würde, wenn ich nur einen kurzen Blick darauf werfen und für x Seiten einer Figur durch diese Welt folgen würde. Ich könnte mich z.B. fragen, warum Wasser immer nach unten fließt, warum Menschen nicht fliegen können, warum manchmal Blitze über den Himmel zucken oder woher das laute Donnergrollen kommt. Selbstverständlich tue ich es nicht, weil ich die Erklärungen dafür kenne, aber würde ich es tun, wenn ich die Naturgesetze unserer Welt nicht kennen und nur eine Geschichte über diese Welt lesen würde? Vermutlich. Es sei denn, der/die Erzähler*in der Geschichte würde mir die Gesetzmäßigkeiten verraten.
Auf den ersten Blick ist unsere Welt nicht immer logisch, daher erwarte ich es auch nicht von einer Fantasy-Welt. Es ist okay, wenn nicht immer alles erklärt wird und Lücken bleiben. Für mich macht das einen Teil der waschechten Fantasy aus - nicht alles verstehen können, aber trotzdem davon verzaubert zu werden.
Eine Antwort
Letztendlich kann ich für mich sagen: Eine Fantasy-Welt sollte so logisch wie möglich und kann so unlogisch wie nötig sein. Ich brauche keine 100%ige Logik. Solange für mich deutlich wird, dass diese Welt nach anderen Gesetzen funktioniert und diese Gesetze nicht von Szene zu Szene neu definiert werden, finde ich Fantasy-Welten in Ordnung. Auch wenn manche Fantasy-Welten mit ihren Gesetzen die Vorstellungskraft ganz schön strapazieren.Im Gespräch
Muss für euch alles einen Sinn haben oder könnt ihr auch Logiklücken akzeptieren?
Liebe Sarah,
AntwortenLöschenspannendes Thema!
Ich bin ehrlich, ich mag es gar nicht, wenn ich die Welt nicht nachvollziehen kann. Mir gefällt es einfach den background der Welt zu verstehen und das sollte mir der Autor/ die Autorin schon geben. Schließlich kann ich es schlecht in einem Lexikon nachschlagen oder googlen, es sei denn, es gibt zur Welt eine Homepage mit diversen Informationen. Alles andere lässt mich unbefriedigt zurück.
Natürlich lasse ich Kleinigkeiten durchgehen, aber wenn es mehrfach vorkommt und ich es einfach nicht verstehe, bekomme ich die Krise.
Liebe Grüße
Tina
Hallo Tina,
Löschenvielen Dank für deinen Kommentar!
Liebe Grüße
Sarah
Hi Sarah,
AntwortenLöschenein interessantes Thema, denn ich höre immer wieder von Leuten, nicht nur Lesern, dass "Fantasy" keine Logik braucht, ist ja Fantasy O.O *lach*
Ich brauche auch eine Logik und ihre Konsequenzen und ich lese sehr gerne Fantasy, in der ich eine neue Welt kennenlerne, neue Gesellschaftssysteme und eben auch Magiewirkungen, die mir so erklärt werden, dass ich sie verstehen und nachvollziehen kann. Ich brauch da jetzt auch nicht jedes Detail, aber es sollte in sich schlüssig sein. Kleine Fehler - wenn ich sie denn entdecke - sind nicht so tragisch.
Es kommt aber auch drauf an, wo der Fokus liegt in der Geschichte. Mir fällt da grade Harry Potter ein, die Bücher liebe ich sehr!!!, aber hier wird die Magie zum Beispiel ja überhaupt nicht erklärt. Aber stört das jemanden? Ich hab das bisher ehrlich gesagt noch nie gehört :)
Die wedeln einfach rum und sprechen Wörter und schon passiert Magie. Das nehmen wir auch einfach so hin, weil wir das schon kennen, nehme ich an. Und die Handlung fokussiert sich hier auch nicht so sehr auf das Zaubern im speziellen, sondern um die Figuren, den Kampf gegen gut und Böse, um Freundschaften etc ...
Deshalb unterscheide ich da schon, wie genau der drauf eingehen "muss" wie die Magie in dieser Welt funktioniert.
Ich hab deinen Beitrag übrigens gerne heute auch in meiner Stöberrunde verlinkt!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hey Aleshanee,
Löschenoh ja, diese Ansicht höre ich auch immer mal wieder. Gruselig! Gerade Fantasy braucht Logik, um zu überzeugen...
Sehr gutes Beispiel! Ich denke, da stimmt einfach das Gesamtbild: Das ist die "Standardmagie", die wir kennen, und diese Magie wird durchweg durchgehalten. Es taucht nicht plötzlich z.B. einer auf, der ohne Zauberstab zaubern kann. Ich denke, wäre das passiert, hätte Rowling die Magie (etwas) erklären können, aber so erscheint die Magie - ohne dass wir ihre Hintergründe kennen - einfach logisch und natürlich.
Vielen Dank für die Verlinkung!
Liebe Grüße und einen schönen Restsonntag,
Sarah
Hallo Sarah,
AntwortenLöschenecht ein interessantes Thema! Ich finde Logik generell in allen Romanen wichtig, im Fantasy-Genre insbesondere, da der Leser ja in ein neues System geworfen wird, in dem er sich auch zurechtfinden soll. Da ist es natürlich besonders schlecht, wenn plözlich Dinge (ohne Erklärung) möglich werden, die im schlimmsten Fall schon geschehene Ereignisse unlogisch werden lassen. In den Romanen, die ich typischerweise lese, ist dies meistens aber auch ganz gut umgesetzt. Ich finde übrigens nichts (@ Aleshanee), dass fehlende Erklärungen einen Roman per se unlogisch machen. In Harry Potter wird die Logik, dass Zauberstabwedeln und ein Spruch reicht, um Magie zu wirken, ja nie zerstört. Ganz schlimm wäre es hingegen, wenn es im 3. Band plötzlich hieße, die Magier müssten gleichzeitig auch noch z.B. starke Emotionen empfinden, um überhaupt zaubern zu können. Dann würde man sich natürlich fragen, warum die Magier dann auch in Alltagssituationen wie in der Schule zaubern könnten (ist wie gesagt nur ein Beispiel).
Soweit mal meine Gedanken dazu ;)
LG
Beatrice
Hallo Beatrice,
Löschendanke dir für deinen Kommentar! Ich teile deine Ansicht komplett (siehe meinen Kommentar an Aleshanee). Ich habe sie auch ehrlich gesagt gar nicht so verstanden, dass Harry Potter deswegen unlogisch wäre. Nur, dass die Magie dort nicht erklärt wird, es aber auch nicht notwendig ist, weil der Fokus auf anderen Elementen liegt.
Liebe Grüße und einen schönen restlichen Sonntag,
Sarah