
Ich könnte diesen Beitrag auch "Wie ich zum Liveticker wurde" nennen, denn genau das ist mir am vergangenen Sonntag passiert.
Ursprünglich wollte ich einfach nur die diesjährigen Bloggersessions auf der Leipziger Buchmesse besuchen und meine Erkenntnisse auf Twitter teilen. Irgendwie ist das dann etwas eskaliert und ich habe fast alles vertwittert, was ich gehört habe. Eigentlich war auch der Plan, dass ich zwischenzeitlich eine Lesung besuche, aber dann war der Stuhl, den ich mir organisiert hatte, so bequem, und es schrieb sich gerade so gut und, tja, ich blieb dann der Liveticker.
Da Twitter allerdings recht schnelllebig ist und ich meine Erkenntnisse der Bloggersessions fester halten möchte, als es mit Tweets möglich ist, gibt es dieses Jahr einen Messerückblick der anderen Art - einen, der sich ausschließlich um die Sessions dreht. Für diejenigen, die meine Tweets zur jeweiligen Session interessieren, werde ich die als "Twitter-Ticker" immer mit verlinken.
Insgesamt bestanden die Bloggersessions in diesem Jahr aus acht einzelnen Veranstaltungen, die nacheinander im Fachforum 1 in Halle 5 stattfanden. Los ging es mit dem immer wieder aufkommenden Thema "Monetarisierung".
mojoreads: "Rezensionen und Blog monetarisieren"
In dieser Session stellte sich die Plattform mojoreads vor, eine Affiliate-Plattform, auf der man für das Bewerten und Rezensieren von Büchern Credits bekommt, für die man sich dann wiederum Bücher im dazugehörigen Shop kaufen kann. Aktuell deckt sie Verlagstitel ab, Selfpublisher und antiquarische Titel sind noch nicht vertreten, sollen aber mit der Zeit ergänzt werden.Schon zu Beginn wurde die Session unter die Leitfrage gestellt, wie Bücher die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Dass diese Frage nur unter dem Monetarisierungsaspekt betrachtet wurde, fand ich schade, weil ich glaube, dass es auch ohne Monetarisierung geht, aber da die Session sich um Monetarisierung drehte, war das kaum anders zu erwarten. Was mir wirklich sauer aufgestoßen ist - und den Retweets und Herzen auf Twitter nach zu urteilen nicht nur mir - war die Aussage, dass Blogger*innen inzwischen wichtige Botschafter der Verlage seien. Äh, nope?! Ich bin immer noch Bloggerin, weil ich Bücher liebe, und nicht, weil ich Werbung für Verlage machen will. Klar passiert letzteres automatisch, wenn ich über Verlagspublikationen schreibe, aber das heißt noch lange nicht, dass das eines meiner Ziele ist. Begleiterscheinung trifft es wohl eher.
Insgesamt konnte mich mojoreads nicht überzeugen. Abgesehen davon, dass ich Monetarisierung skeptisch gegenüberstehe und der Meinung bin, dass es schon genügend Anbieter dafür in der Buchwelt gibt, mag ich die Plattformbindung nicht, die man auf mojoreads eingeht. Bei anderen Anbietern bekommt man Geld, das man beliebig nutzen kann. Auf mojoreads kann man die erworbenen Credits lediglich für Bücher in deren Shop nutzen.
[Twitter-Ticker]
NetGalley: Das Ende der Blogs? Rezensionen auf Social-Media-Kanälen
Weiter ging es mit einer Diskussionsrunde von NetGalley zusammen mit Anabelle (Stehlblüten), Juliane (Poesierausch und Kampa Verlag) und Torsten (DuMont Buchverlag). Diskutiert wurde zum einen, wie Buchblogger*innen Social Media nutzen, und zum anderen, wie das von Verlagen wahrgenommen und genutzt wird.Gesprochen wurde über Twitter, das heute zunehmend politisch wird, und über Instagram, das sich als Lieblingskanal der Redner*innen herauskristallisierte, aber auch klar als werblicher Kanal definiert wurde. Auf Instagram geht es naturgemäß sehr viel um Zeigen und Darstellen, während es auf Blogs stärker um Inhalte geht. Überraschenderweise meinte Juliane dennoch, dass der Kampa Verlag auch Rezensionsexemplare an große Mikroblogger*innen (z.B. Instagramer*innen mit vielen Followern) schicken würde, einfach nur, damit das Buch gezeigt wird und präsent ist. Natürlich kam im Zuge dessen aus dem Publikum wieder der Kommentar, dass auf Instagram ja nur mal kurz was in die Kamera gehalten und geknipst werden würde. Dem hat Anabelle aber schnell und treffend widersprochen, denn auch wenn es auf Instagram um Fotos geht, sind die bei vielen Bookstagramer*innern nicht mal eben schnell geknipst.
Wie im Titel anklingt, ging es zudem um das Ende der Blogs und was sich durch Social Media für Blogs verändert. Austausch würde demnach vor allem (unter den geteilten Beiträgen) in sozialen Medien stattfinden und nicht direkt auf den Blogs. Zudem meinte Anabelle, dass sich "traditionelle" Blogs neu erfinden müssten, um bestehen bleiben zu können. Den Gedanken fand ich super interessant und werde da sicher noch eine Weile drüber nachdenken. Leider blieb in der Session keine Zeit, genauer darüber zu sprechen.
[Twitter-Ticker]
WeLoveBooks: Blog 4.0 - Die geheimen Superkräfte Deines Blogs
Eigentlich hatte ich bei dieser Session auf coole, abwechslungsreiche Ideen für Buchblogs und Rezensionen gehofft. Letztlich war diese Session aber mit Abstand die enttäuschendste der gesamten Bloggersessions und es mutete wie ein schlechter Scherz an, dass sie genau vor der Recht-Session stattfand, in der es dann u.a. um Werbekennzeichnung ging.Hauptsächlich ging es in dieser Session um Kampagnen: Wie sie gestaltet werden, was man machen kann, was sie bringen. Das alles immer wieder angereichert mit Beispielen von WeLoveBooks. Angesprochen fühlte ich mich als relativ kleine Bloggerin nicht. Vielmehr wirkte die ganze Session wie eine Mischung aus Marketingveranstaltung für Verlage und große Influencer*innen und nerviger Eigenwerbung. Zwischendurch wurde noch angemerkt, dass einige vorgestellte Projekte (z.B. die interaktive Spiele) mit CMS-Systemen wie Wordpress oder Blogspot - also der absoluten Grundlage eines normalen Blogs! - gar nicht umgesetzt werden können. An der Stelle kam zur Eigenwerbung dann auch noch Werbung für einen Webseitenanbieter... Nervig!
[Twitter-Ticker]
André Stämmler: Das darfst Du nicht, oder doch? Recht für Blogger
Weiter ging es mit einem Recht-Crashkurs von André Stämmler, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht und Datenschutzbeauftragter. Inhaltlich war in der Session zwar nicht so viel Neues für mich dabei, aber es in dieser geballten Form nochmal vor Augen geführt zu bekommen, fand ich sehr interessant. Das Wichtigste hier nochmal zusammengefasst:Blog-Grundlagen
Wer einen Blog starten will, sollte sich mindestens um drei Punkte kümmern: Erstens sollte der Blog- bzw. Domainname auf bestehende Markenrechte geprüft werden, insbesondere, wenn ihr euch mit dem Gedanken tragt (oder nicht 100% ausschließt), dass ihr irgendwann mal Geld mit dem Blog verdienen wollt. Wenn ihr Markenrechte verletzt, drohen Abmahnungen.
Zweitens braucht jeder Blog ein Impressum. Ausgenommen sind nur rein private Seiten, aber sobald ihr was im Internet schreibt, das (potenziell) von anderen gelesen werden kann, verlasst ihr diesen privaten Raum. Das Impressum muss von jeder Seite eures Blogs erreichbar sein. Am besten wird es daher direkt im Header oder Footer eingebunden. Auf keinen Fall darf es irgendwo in einem verschachtelten Menü versteckt werden. In das Impressum gehört auch die Adresse rein. Ein Postfach reicht nicht. Ihr könnt aber z.B. einen Raum in einem Co-Working-Space anmieten und diese Adresse nutzen, wenn ihr umgehen wollt, dass eure Wohnadresse im Impressum steht.
Drittens braucht ihr - spätestens seit der DSGVO - eine Datenschutzerklärung. Dafür gibt es gute kostenlose Generatoren, z.B. von e-Recht24 oder RA Schwenke.
Urheberrecht und Fotos
Generell sollte man davon ausgehen, dass alles, womit man es als Blogger*in zu tun bekommt, urheberrechtlich geschützt ist. Das können z.B. Texte (Tweets und Posts!), Bilder, Skizzen, Karten, Software (abgesehen von den meisten Webdesigns) und sog. "Werke der angewandten Kunst", also bspw. Tische oder Stühle, sein. Auch Buchcover sind auf diese Weise geschützt, weswegen Buchfotos urheberrechtlich fragwürdig sind. Klappentexte ebenfalls. In Rezensionen profitieren wir an dieser Stelle vom Zitatrecht - wir zitieren das Buch (in dem Fall das Cover oder den Klappentext) und schreiben dazu eine Wertung. Bei reinen Fotografien oder Textwiedergaben ohne Wertung sollte man aber vorsichtig sein (auch wenn sich die meisten Verlage wohl eher über die Werbung freuen, als sich wegen Urheberrechtsverletzungen zu beschweren). In jedem Fall sollten die Quellen genannt werden, auch wenn einen die definitiv nicht vom Urheberrecht entbinden. Bei Zweifeln am besten beim Verlag nachfragen. Das hab ich bei allen (deutschen) Verlagen, deren Bücher ich rezensiere, in Bezug auf Coverbilder, Klappentexte und Zitate gemacht und weiß jetzt, bei welchem Verlag was okay ist.
In Bezug auf die Fotos fiel zudem der Aspekt des sog. Beiwerks. Das ist etwas, was man im Bild auch austauschen oder entfernen könnte, ohne die Aussage des Bildes zu verändern (schwammige Definition lässt grüßen...). Ein solches Beiwerk kann auch ein Buch im Buchregal oder auf einem Tisch sein. Dieses Beiwerk ist urheberrechtlich erlaubt.
Ein anderer genannter Aspekt ist die Panoramafreiheit: Alles, was dauerhaft an einem Ort ist - Gebäude und feste Skulpturen zum Beispiel - darf problemlos fotografiert werden. Vorsicht ist hier nur im internationalen Raum geboten, denn die Panoramafreiheit ist deutsches Recht. Andere Länder, andere Sitten - in Dänemarkt gelten diese Regeln bspw. nur für den unkommerziellen Bereich und in Frankreich gibt es sie gar nicht. Als prominentestes Beispiel nannte André Stämmler Fotos vom Eiffelturm. Die seien (am Tag!) nur erlaubt, weil Eiffel seit über 70 Jahren tot ist. Nachts sollte man den (wunderbar beleuchteten) Eiffelturm gar nicht fotografieren, wenn man auf Nummer sicher gehen will, weil die Lichtinstallationen geschützt sind.
Insgesamt sollte man sich bei bei der Nutzung von fremden Inhalten (insbesondere Fotos) eine Liste machen, von wo man sie hat und welche Lizenzen darauf liegen. Wer ganz sicher gehen will, nutzt eigene Inhalte und passt bei deren Erstellung so gut es geht auf urheberrechtliche Bestimmungen auf.
Datenschutz
Beim Datenschutz zählt ganz oft der erste Eindruck: Wer bei dem überzeugt, wird erstmal weniger genau betrachtet. Wer direkt mit fehlender Datenschutzerklärung u.ä. "glänzt", wird deutlicher unter die Lupe genommen. Daher sollte man in jedem Fall eine Datenschutzerklärung einbinden, die Seite SSL-verschlüsseln (d.h. eure URL beginnt mit https), sofern ihr irgendwelche Interaktionsmöglichkeiten (Kontaktformular, Kommentarfeld etc.) einbindet, und einen Cookie-Hinweis einblenden. In diesem Jahr kommt diesbezüglich die ePrivacy-Richtlinie, die fordern wird, dass es nicht nur einen einfachen Hinweis auf Cookies gibt, sondern ein Opt-In, bei dem sich jede*r Webseitenbesucher*in aktiv für oder gegen Cookies entscheiden kann/muss (Ähnliches wird dann für Tracking-Dienste wie Analytics gelten). Wer diese drei Punkte erfüllt, macht schon mal einen guten ersten Eindruck.
Als Blogbetreiber*in sollte man zudem ein Verarbeitungsverzeichnis anlegen, d.h. eine Übersicht, in der alle Datenverarbeitungsprozesse verzeichnet sind, die es auf eurem Blog gibt. Auch dafür gibt es online gute kostenlose Muster. Im Zuge des Verzeichnisses müsst ihr euch auch mit Datensicherung beschäftigen. Ihr müsst also klären, wie die erhobenen personenbezogenen Daten vor Diebstahl geschützt werden, wann ihr Backups macht und wie und wo ihr die speichert. Auch solche Infos kommen in das Verarbeitungsverzeichnis.
Weiterhin solltet ihr mit Drittdiensten, die personenbezogene Daten für euch verarbeiten, einen Vertrag zur Auftragsverarbeitung schließen. So ein Drittdienst ist z.B. das Newsletter-Angebot Mailchimp.
Ganz allgemein sagte André Stämmler auch nochmal, dass nur Betroffene und Verbände, die im Namen dieser Betroffenen handeln, abmahnen dürfen. Kein*e Anwalt/Anwältin oder Verband darf nach dem Motto "Ich mahne jetzt einfach mal ab" handeln. Wer eine Abmahnung erhält, sollte daher im Zweifel immer erst einmal prüfen, ob der/die Abmahnende überhaupt abmahnen darf.
Sonderfall: Fotos von Menschen
Ein besonderer Fall im Datenschutz sind Fotos von Menschen. Relevant sind hier alle Fotos, auf denen Menschen identifizierbar sind, sei es, weil sie von vorn fotografiert wurden oder weil sie bestimmte Merkmale wie Tätowierungen, Frisuren oder Kleidungsstile haben, die sie identifizierbar machen.
Früher wurde dieser Sonderfall vom Kunsturheberrecht abgedeckt. Damit waren Veröffentlichungen solcher Fotos erlaubt, wenn eine Einwilligung vorlag, wenn es um ein sog. zeitgeschichtliches Ereignis ging - also ein Ereignis von größerem öffentlichem Interesse vom kleinen Vereinsfest über Messen und Konzerte bis zu politischen Veranstaltungen und Kriegen - oder im Rahmen einer Versammlung. Eine Ausnahme von diesen Regelungen galt nur bei einem berechtigten Interesse der/des Fotografierten gegen die Veröffentlichung.
Heute gilt an dieser Stelle die DSGVO, die die bisher klaren Linien auflöst und alles reichlich undurchsichtig und unsicher macht. For Journalist*innen ist mittlerweile klar, dass die alten Regeln weiterhin gelten. Bei Blogger*innen trifft das nur teilweise zu und es muss wohl immer der Einzelfall betrachtet werden. Insgesamt sollte man - auch als Privatperson - bei Fotos von Menschen immer vorsichtig sein.
Für die Praxis gab André Stämmler zwei Tipps mit. Erstens: Die Personen fragen, wenn nur wenige auf dem Foto sind, ob sie mit dem Foto und der Veröffentlichung einverstanden sind (und das dokumentieren). Zweitens: Bei großen Menschenmengen die Fotos genau betrachten und schauen, ob irgendeine der abgebildeten Personen identifizierbar ist und ob dieser Person das Foto unangenehm sein könnte. Falls ja: nicht veröffentlichen. Falls nein kann man das Risiko eingehen.
Meinungsfreiheit
Den Anfang machte in diesem Part die Unterscheidung zwischen Meinung und Tatsache. Eine Meinung ist eine Wertung, die positiv oder negativ sein kann. Eine Tatsache kann man nachprüfen und sie muss wahr sein.
Die Meinungsfreiheit deckt die Äußerung von Meinungen ab. Ausnahme sind hier sog. Schmähkritiken, also als Wertung getarnte Herabwürdigungen. Die Grenze zwischen Meinung und Schmähkritik ist leider fließend, sodass es keine genaue Definition gibt.
Buchrezensionen sind immer eine Mischung aus Meinungen und Tatsachen. Hier sollte man immer aufpassen, was man schreibt, damit einem nicht "falsche Tatsachen" vorgeworfen und angemahnt werden können.
Werbung und Kennzeichnungspflicht
Werbung ist ganz rational betrachtet eine Absatzförderung und muss gekennzeichnet und von redaktionellen Inhalten getrennt sein. Alles andere wäre verbotene Schleichwerbung. Auf Blogs lässt sich die Kennzeichnung noch gut umsetzen, in sozialen Medien wird es dagegen schwierig, weil die Grenzen zwischen Privatem und Werbung insbesondere bei Influencer*innen (auch Blogger*innen) fließend sind. Aktuell gibt es daher auch immer wieder Abmahnungen.
Werbung kennzeichnen sollte man immer in dem Moment, in dem es eine Gegenleistung gibt. In sozialen Medien erfolgt die richtige Kennzeichnung über #Anzeige oder #Werbung.
Eine Ausnahme hiervon sind geschäftliche Kanäle. D.h., sobald für jeden ersichtlich ist, dass es sich um einen solchen Kanal handelt, müssen eigene Beiträge nicht gekennzeichnet werden. Mit 2 Mio. Followern hätte man bspw. einen geschäftlichen Kanal, weil davon auszugehen ist, dass niemand so viele Freunde hat.
Nach Aussage des Landgerichts Karlsruhe gibt es jedoch eine Ausnahme von der Ausnahme: wenn die Mehrheit der Follower Kinder oder Jugendliche sind, muss gekennzeichnet werden, weil man davon ausgehen muss, dass diese Follower die geschäftliche Prägung nicht erkennen.
Als Fazit muss man auch bei diesem Part leider sagen, dass es aktuell nichts Eindeutiges und wirklich Verlässliches gibt.
Haftung für Verlinkungen
Unter bestimmten Bedingungen haftet ein*e Blogger*in für Verlinkungen auf Fremdinhalte.
Erstens passiert das, wenn man auf Urheberrechtsverletzungen verlinkt.
Zweitens, wenn man sich das Verlinkte zu eigen macht. Das passiert bspw. in dem Moment, in dem man dem Verlinkten zustimmt und Aussagen übernimmt.
Drittens, wenn man auf rechtswidrige Beiträge verlinkt. Das nennt man auch Störerhaftung.
Insgesamt sollte man daher immer prüfen, auf was man verlinkt, und auch vor längerer Zeit verlinkte Inhalte (soweit möglich) immer mal wieder prüfen.
Und wenn doch die Abmahnung kommt?
Mit dieser Frage schloss André Stämmler seine Session und gab drei Tipps für den Fall der Fälle:
Erstens: Die Angst vor der Angst ablegen. Dem Anwalt zufolge wird die Abmahnung früher oder später kommen. Das sei nur eine Frage der Zeit. Damit solle man sich abfinden und lieber vorsorgen und sich so gut wie möglich an die geltenden Gesetze halten.
Zweitens: 500 bis 1000 Euro für den Fall der Fälle sparen, um die bei einer Abmahnung entstehenden Kosten decken zu können.
Drittens: Wenn die Abmahnung kommt, erst einmal Ruhe bewahren und auf keinen Fall blind etwas unterschreiben, um es "vom Tisch zu haben". In dem Fall lieber rechtlichen Beistand suchen - also eine*n Anwalt/Anwältin für Medienrecht, IT oder Datenschutz, der/die sich wirklich mit dem Thema auskennt.
[Twitter-Ticker]
Leipziger Buchmesse: Blogger auf der Leipziger Buchmesse
Nach dieser vollen Ladung Input ging es mit Nora Furchner (Projektmanagerin) und Sandro Gärtner (Onlinekommunikation) von der LBM um Blogger*innen auf der Messe. Moderiert wurde das Ganze von Wolfgang Tischer. Die Session wurde eine Mischung aus Feedback und Brainstorming.Hauptsächlich ging es um die Bloggersessions. Für die gab es auch in diesem Jahr einen Call for Papers, zu dem es aber wenige Rückmeldungen gab, weil viele Blogger*innen ihn einfach nicht mitbekommen haben. Zudem waren in diesem Jahr weniger Blogger*innen bei den Sessions, was von Stimmen aus dem Publikum auf den Tag zurückgeführt wurde. Der Sonntag ist überwiegend der Abreisetag - gleichzeitig aber auch für die Messe ein Tag, an dem es noch freie Raumkapazitäten gibt. Als Idee wurde eingebracht, die Sessions auf den Donnerstag zu verlegen. Ich persönlich fände den Freitag super, weil dann noch nicht so viel los ist und auch diejenigen, die Donnerstag noch studieren/arbeiten müssen, eine Chance hätten. Ich glaube, am Freitag ist das noch eher gegeben als am Donnerstag.
Ebenfalls aufgegriffen und ans Messeteam weitergeleitet wurde die Idee, für Blogger*innen eine Veranstaltung ähnlich der Autorenrunde anzubieten. Die kam bereits vor der Session in einem Gespräch von Jennifer (Lesen in Leipzig), Anabelle (Stehlblüten) und Luise (Cook Bake Book) auf.
Weiterhin angesprochen wurde die Aufteilung der Sessions in Anfänger- und Fortgeschrittenenprogramm. Letztes Jahr gab es die. Dieses Jahr aufgrund der geringen Beteiligung nicht. Für kommende Jahre wäre das aber wieder eine gute Idee. Eine Idee war hier z.B., dass man vormittags ein Anfänger- und nachmittags ein Fortgeschrittenenprogramm anbieten könnte und es zwischen diesen beiden Programmen um Rechtsfragen geht, da die Anfänger und Fortgeschrittene betreffen.
Neben den Bloggersessions ging es auch um allgemeinere Fragen. Pressematerial der LBM - auch wenn es im Namen nicht ersichtlich ist - können auch Blogger*innen verwenden. Wenn Menschen auf Fotos identifizierbar sind, müssen diese Menschen vorher gefragt werden. Und es könnte ganz sinnvoll sein, wenn die Messe einen Bloggerverteiler analog des Presseverteilers einrichtet, um Blogger*innen up to date zu halten.
Ganz allgemein hat Nora Furchner betont, dass die Messe immer offen für Ideen ist. Auf der Webseite der LBM stehen die Kontaktdaten des Messeteams und dorthin kann man sich mit Ideen immer wenden - auch außerhalb von Calls for Papers.
[Twitter-Ticker]
Victoria Linnea, Alisha Schulz und Laura Schulz (Skepsiswerke): Sensitivity Reading für Romane
Diese Session war die einzige, bei der ich mal kurz weg war und nur die letzten Minuten mitbekommen habe. Da es aber eine Webseite zu dem Thema gibt, an der Victoria beteiligt ist, möchte ich die an der Stelle verlinken: sensitivity-reading.deBeim Sensitivity Reading geht es darum, die Stimmen von Own Voices zu hören und richtig einzubinden, um Diversität und Repräsentation zu erreichen. Sensitivity Reader lesen Manuskripte und merken problematische Stellen an, die dann noch korrigiert werden können.
In Deutschland ist dieses Thema noch recht neu und im Kommen, sollte aber irgendwann genauso selbstverständlich wie das Lektorat sein - genreübergreifend. Sensitivity Reading ist nicht nur etwas für Romane, die in der realen Welt spielen, sondern auch z.B. für Fantasy-Geschichten, denn auch dort gibt es marginalisierte Gruppen und Rassismus.
[Twitter-Ticker]
Roland Jesse (Büchergefahr): Wie können Methoden der künstlichen Intelligenz Buchblogger/innen unterstützen?
Künstliche Intelligenz (KI) kann z.B. Texte analysieren und so die Tatsachen für die nachfolgende Wertung durch den/die Blogger*in schaffen (womit wir mal wieder kurz bei der Recht-Session wären). Generell machte Roland deutlich, dass KI unterstützen, transparent sein und im Grenzfall menschlich kontrolliert werden können sollte. Überdies sollte sie die Privatsphäre schützen und keinesfalls Diskriminierungen replizieren, sondern minimieren. Dafür braucht KI angemessene Lerngrundlagen, möglichst ohne diskriminierende Muster. Ganz vermeiden lassen die sich wohl (leider) kaum, aber sie sollten so gering wie möglich sein.Die Session war für mich vor allem ein interessanter Einblick in das Thema und schloss mit einer Aussage, der ich total zustimmen kann: KI kann die Tatsachen liefern, aber die Wertungen müssen immer noch von den Blogger*innen kommen.
[Twitter-Ticker]
Gloria H. Manderfeld (Nerdgedanken): Aus eins mach 10 - Kreative Themenfindung für Blogger
In der letzten Session beschäftige sich Gloria mit zehn verschiedenen Arten von Posts, die man als Blogger*in nutzen kann. Hintergrund ist, dass abwechslungsreiche Posts mehr Leser*innen anziehen, ein Alleinstellungsmerkmal sein können, zu einem besseren Google-Ranking führen und der persönlichen Weiterentwicklung der Blogger*innen dienen können.Der klassische Artikel (z.B. eine Rezension auf einem Buchblog) ist das, was Leser*innen erwarten. Der Überraschungswert geht hier gegen Null und es ist fraglich, ob so ein Artikel immer einen Mehrwert bietet.
Mehrwert gibt es z.B. mit Hintergrundinfos, also Interviews mit Autor*innen oder Buchfiguren, Sachinfos zum Genre oder dem historischen Hintergrund, Faktensammlungen oder eine Übersicht von Aussagen anderer Genre-Kenner*innen. Bspw. könnte man zu einem Buch Kurzmeinungen von verschiedenen Blogger*innen einholen.
Wer sich gut in seinem Genre auskennt, könnte auch über selbst gewählte Schwerpunkte in diesem Genre (z.B. Subgenres, typische Merkmale etc.) schreiben oder Vergleiche anstellen - z.B. zu Figuren, Handlungen oder Büchern. In dem Fall sollte man aber auch immer deutlich machen, was man vergleicht, damit die Kriterien nachvollziehbar bleiben.
Ebenfalls gut sind konkrete Hilfestellungen, also z.B. Tipps, Guides oder Erfahrungsberichte, die anderen weiterhelfen können. Werden die häufig geklickt, belohnt Google das sogar mit einem besseren Ranking.
Immer gut im Netz sind auch Listen. Warum also nicht mal Toplisten schreiben? Bspw. Toplisten zu verschiedenen Buchgenres, zu Neuerscheinungen oder Lieblingsbüchern.
Diskussionen, in denen Standpunkte von mehreren Personen zu einem Thema zusammengefasst werden, wären auch eine Idee für Posts. Oder - wenn man sich richtig im Thema auskennt und mit Gegenwind klarkommt - Provokationen, d.h. starke Thesen, die mit Argumenten belegt werden.
Selbstverständlich sind auch Kolumnen möglich, in denen der/die Blogger*in eigene Gedanken und Erfahrungen teilt.
Zu guter Letzt können natürlich auch Themen aus der Tagespresse aufgegriffen werden, die thematisch zum Blog passen. Buchmessen sind dazu immer eine super Gelegenheit, aber auch andere Veranstaltungen oder Diskussionen aus der Literaturszene können von Buchblogger*innen super als Ausgangspunkt für einen Post genutzt werden.
Insgesamt sind all diese Arten von Posts natürlich nicht neu. Das Rad kann man nicht neu erfinden. Sie aber in dieser Form noch einmal aufgelistet zu sehen und in Erinnerung gerufen zu bekommen, hat mich definitiv nochmal etwas weiter denken lassen und mir kamen ein paar neue Ideen abseits von klassischen Rezensionen.
[Twitter-Ticker]
Die Bloggersessions: Mein Fazit
Viel neuen Input gab es in diesem Jahr nicht. Trotzdem bin ich froh, dort gewesen zu sein, denn viele Sessions haben mir nochmal Infos in Erinnerung gerufen, die ich eigentlich schon wusste, aber die mir nicht mehr wirklich bewusst waren. Abgesehen davon frage ich mich auch, ob ganz neue Themen für die Sessions überhaupt möglich sind - abgesehen von rechtlichen Neuerungen.
Was ich mir für das nächste Mal wünsche, ist mehr Zeit zum Diskutieren. Oftmals kamen interessante Themen gerade in den Diskussionen auf. Doch da die meisten Sessions nur 30 Minuten gingen, blieb kaum Zeit, die zu besprechen, geschweige denn sie wirklich zu diskutieren. Ich glaube, damit verschenken die Bloggersessions einiges und sie könnten noch produktiver werden, wenn man tatsächlich Zeit hat, sich miteinander austauschen zu können.
Wart ihr in diesem Jahr auf den Bloggersessions?
Wie fandet ihr sie?
Im Gespräch
Wie fandet ihr sie?
Bei dem Kommentar aus dem Publikum von Bluebutterfly-buecherblog.de ging es eigentlich mehr darum, ob ein Blogartikel nicht aufwendiger ist als ein Instrgram Post und was Verlage mehr für Ihre Zusammenarbeit schätzen. Die Antwort war dann, daß es durchaus aufwendige Instagram Posts gibt. Interessant war dann aber, daß Bücher eher gekauft werden, wenn der Kunde ein Buch 7 mal auf Instagram sieht, als wenn es gute Buchb Rezensionen gibt. Somit ist Instagram wichtig für Verlage und wird mittlerweile auch mehr geschätzt
AntwortenLöschenIn dem Fall war das für mich tatsächlich nicht so ersichtlich, sondern wirkte der übliche Kommentar, dass Instagramer*innen nur mal schnell was knipsen und posten würden. Entsprechend kam dann auch die Rückmeldung, dass dem nicht so sei.
LöschenDanke für die Ergänzung. Die Bedeutung von Instagram im Vergleich zu "traditionellen" Buchblogs im Marketing war mir schon bewusst, wahrscheinlich habe ich den Teil der Aussage deswegen auch ausgeblendet.
Hi Sarah,
AntwortenLöschenvielen, vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Ich finde es toll, dass Du in Deinem Artikel sowohl von den Inhalten der Sessions berichtest, als auch Deine eigene Meinung mit einfließen lässt.
Und gerade bei der Session, die vor der Rechtsveranstaltung kam, hast Du mir wirklich aus der Seele gesprochen. Die Grundideen hier klangen zwar interessant, sind aber eben nur möglich, wenn man auch Reichweite hat.
Was das Thema "sich neu erfinden" betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Es heißt zwar immer, dass Rezensionen im Vergleich zu anderen Beiträgen nicht so oft angeklickt werden, allerdings merke ich auch, dass ich Mühe habe mich in "neuen" Rezensionen zu orientieren. Wenn z.B. die Rezension als Fließtext gestaltet ist und ich eher eine Art Zeitungsartikel von mir habe. Da fehlt mir dann eher die Struktur.
Toll finde ich es, wenn sich Blogger*innen nicht nur auf einen Bereich spezialisieren, sondern über die Inhalte schreiben, über die sie auch berichten wollen. Und meistens findet sich hier ja dann auch wieder eine Art "Struktur".
Die Sessions auf einen Donnerstag zu verlegen, finde ich persönlich etwas unpraktisch. Während der Sonntag für viele Blogger*innen der Abreisetag ist, ist der Donnerstag für manche ja der Anreisetag. Studierende können das wahrscheinlich noch recht flexibel handhaben, aber es gibt z.B. Berufsbilder bei denen man wahrscheinlich nicht einfach so frei nehmen kann.
Ich hätte es cool gefunden, wenn die bloggersessions auch im Netz gestreamt worden wären. So hätte man auch online diskutieren und vielleicht auch Blogger*innen neugierig machen können, im nächsten Jahr live vor Ort sein zu wollen.
Alternativ - ich überlege, ob ich das dem LBM-Team schreiben werde - könnte man die einzelnen Sessions ja auf jeweils eine Stunde ausdehnen. So könnte es zu Beginn der Sessions einen Input von 15-30 Minuten geben und im Anschluss bleibt noch Zeit für Diskussionen. In Heidelberg etabliert sich das LitCamp ein Barcamp. Und dort ist das Prozedere ähnlich.
Und jetzt wollte ich noch so viel zu Deinem Artikel schreiben...
Vielleicht fallen mir nachträglich noch ein paar Gedanken ein.
viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht,
Emma
Hey Emma,
Löschenwow, danke für deinen ausführlichen Kommentar!
Was die Rezensionen angeht, stimme ich dir zu. Da kommt es, glaube ich, sehr auf die Umsetzung an. Ich mag "klassische" Rezensionen auf Buchblogs mit Zwischenüberschriften und kurzen Absätzen in Fließtextform. Mit "klassischen" Rezensionen im Feuilleton dagegen, die durchweg als Fließtext gestaltet sind, kann ich gar nichts anfangen. Ein paar Rezensionen habe ich auch schon in Form von Stichpunkten gesehen. Das kann richtig gut funktionieren und kurz, knapp und übersichtlich einen guten Überblick über das Buch und die eigene Meinung geben - oder total in die Hose gehen und einfach nur unvollständig und abgehackt wirken.
Das stimmt! In der Session wurde auch vom Messeteam angemerkt, dass die Sessions wohl aufgenommen wurden, aber wann und wie die publiziert werden, stand noch nicht fest. Bin gespannt, wann/ob da noch was kommt.
Wenn das durchweg so gehandhabt würde, wäre es sicher schon mal eine Verbesserung, was die Diskussionszeit angeht. Ich glaube mich zu erinnern, dass ursprünglich auch mal geplant war, dass es 15 Minuten Input und 15 Minuten Diskussion im aktuellen Sessionmodell geben sollte, aber das gibt es tatsächlich nur in den wenigsten Sessions. Meistens bleiben gegen Ende doch nur 5 bis 10 Minuten für letzte Fragen, aber Diskussionen gibt es in der kurzen Zeit natürlich kaum welche.
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Sarah