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512 Seiten | 2018 | C. Bertelsmann Verlag | Deutsch
Original: The Dark Lake
Übersetzerin: Astrid Arz
Reihe: Gemma Woodstock #1
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Stille Wasser sind tief ... und ermüdend.
Mord im australischen Smithson: In einem See wird die Leiche von Rosalind Ryan, einer örtlichen Lehrerin, gefunden. Gemma Woodstock und ihr Partner Felix McKinnon nehmen die Ermittlungen auf. Doch die gestalten sich alles andere als einfach, denn kaum jemand scheint Rosalind wirklich gekannt zu haben. Auch Gemma nicht, die mit ihr einst in die Schule ging.Schwerfällige Ermittlungen
"Stille Wasser sind tief", heißt es so schön im Volksmund. Rosalind Ryan ist so ein "stilles Wasser" und es grenzt schon fast an Ironie, dass ihre Leiche ausgerechnet in einem See gefunden wird. Zu Lebzeiten war sie die Unnahbare; die Hübsche und Schlaue, die schon während ihrer Schulzeit niemand einschätzen konnte. Als Lehrerin war sie beliebt, doch als Gemma und ihr Partner im Laufe der Ermittlungen an der Oberfläche dieser Beliebtheit kratzen, merken sie schnell, dass dahinter ein großes Fragezeichen steht. Wirklich gekannt hat Rosalind niemand.Entsprechend zäh gestalten sich auch die Ermittlungen. Gemma und Felix forschen mal hier nach, mal dort. Letztlich tappen sie aber im Dunkeln. Spannung sieht anders aus, auch wenn die Spurensuche realistisch dargestellt ist.
Eine Affäre zu viel
Wirklich konzentrieren konnte ich mich auf den Fall ohnehin nicht. Wenngleich das Cover das Buch als "Thriller" beschreibt, fühlte ich mich mehr in einer schlechten Romanze mit Krimifaktor. Grund dafür ist Gemma, die Ich-Erzählerin. Eigentlich sollte sie ihre Energie in den Fall stecken. Macht sie nur leider nicht.Zu Beginn wird sie entgegen aller herrschenden Vorurteile als erfolgreiche, selbstbewusste Ermittlerin dargestellt, die der männerdominierten Polizeiwelt zeigt, was Frau kann. Super! Das Bild hält jedoch nicht sonderlich lange, denn neben Gemma gibt es noch ihren Partner. Oder sollte ich besser sagen: geheime Affäre? Je weiter der Fall voranschreitet, desto stärker richten sich Gemmas Gedanken auf ihr Liebesleben: Soll sie mit ihrer Affäre durchbrennen? Oder lieber bei ihrem Ehemann und Vater ihres Sohnes bleiben? Fragen über Fragen...
Mein Herzschlag verlangsamt sich, mein Blick wird wieder klar. Er will mich noch.Gemma macht sich im Laufe der Geschichte zunehmend von dieser Affäre abhängig. Statt sich um den Fall zu kümmern, kreisen ihre Gedanken fast ständig um ihr Liebesleben. Nervig!
Seite 357
Das Alkoholklischee
Neben ihrer Affäre hat Gemma meiner Meinung nach aber ein noch viel gravierenderes Problem. Eines, das leider nie angesprochen wird: Alkohol. Es vergeht kein Tag, an dem sie keinen Alkohol trinkt. Manchmal nur ein bisschen, manchmal gibt sie sich komplett die Kante. Gegen hin und wieder etwas Alkohol lässt sich nichts sagen, aber bei Gemma wirkte es auf mich äußerst problematisch - spätestens, als dieser Satz fiel:Ich denke schon den ganzen Tag ans Weintrinken.Stellenweise kam es mir fast so vor, als solle Gemma beweisen, das auch eine Ermittlerin die gängigen Klischees des trinkenden, ständig an Sex denkenden Ermittlers erfüllen könne. Wenn das das Ergebnis davon ist, mit Vorurteilen gegenüber Ermittlerinnen aufzuräumen, wie es Gemma zu Beginn des Buches wollte, bin ich zutiefst enttäuscht.
Seite 286
Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Hin und wieder werden Rückblicke in Gemmas Schulzeit eingesträut. Ein wenig erzählen die von Rosalind. Größtenteils geht es aber um Gemmas damaligen Freund, den sie noch immer nicht loslassen kann. Ihre Vergangenheit ist mit zwei tragischen Ereignissen verbunden und es wird schnell deutlich, dass eines davon seine Schatten in die Gegenwart wirft.Wie genau alles zusammenhängt, wird erst am Ende deutlich und entlädt sich dann in einem hastigen, aber immerhin überraschenden Schluss. Während die Geschichte zuvor zu zäh war, um wirklich Spannung zu erzeugen, ging auf den letzten Seiten alles zu schnell. Aber wenigstens war es dann schnell vorbei.
FAZIT
Eine zähe Handlung, wenig Spannung und eine eher nervige als überzeugende Protagonistin. Statt gängige Vorurteile über Frauen im Polizeidienst zu entkräften, wie anfangs anklang, werden bekannte Ermittlerklischees aufgewärmt und unreflektiert verarbeitet. Die wenigen positiv(er)en Punkte können dem wenig entgegensetzen.
Positiv | Neutral | Negativ |
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Weitere Meinungen
- Bislang keine.
Wollt ihr mit eurer "Dark Lake"-Rezension hier verlinkt werden? Dann schreibt mir in den Kommentaren gern euren Link!
Huhu :D
AntwortenLöschenDas ist ja echt schade, ich habe das Buch vor ein paar Tagen entdeckt und eigentlich klang es echt toll, aber nun werde ich wohl auch die Finger davon lassen. Danke für deine Rezension!
Liebe GRüße
Jessi
Hey Jessi,
Löschentut mir leid, dich enttäuschen zu müssen ;-)
Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
Sarah
"Wenngleich das Cover das Buch als "Thriller" beschreibt, fühlte ich mich mehr in einer schlechten Romanze mit Krimifaktor."
AntwortenLöschenIch hatte das Buch gestern im Visir. Optik, Klappentext, das klang gut. Dazu Australien - perfekt! Zum Glück hab ich einen Blick auf die ersten Kritiken geworfen und deine hier bestätigt mich darin, die Finger von dem Buch zu lassen.
Schade eigentlich :(
Hey!
LöschenSo ging es mir beim ersten Eindruck auch und dann leider diese Enttäuschung :/
Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
Sarah