[Rezension] Luca D'Andrea: Das Böse, es bleibt

Donnerstag, 22. März 2018 | 4 Kommentare
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Bildquelle: DVA


432 Seiten | 2018 | DVA | Deutsch

Original: Lissy
Übersetzer: Susanne Van Volxem, Olaf Matthias Roth

Reihe: Einzelband

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Kalt, düster und ... schweinisch?

Südtirol, 1970er Jahre: Marlene flieht vor ihrem kriminellen Ehemann. In ihrem Gepäck: ein Beutel Saphire, den sie ihrem Mann gestohlen hat. Doch ihre Flucht nimmt ein unerwartet plötzliches Ende: In einem Schneesturm kommt sie von der Fahrbahn ab und stürzt einen Abhang hinunter. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich in einer abgelegenen Berghütte, zusammen mit dem Eremiten Simon.
Während ein Auftragsmörder Marlenes Spur aufnimmt, wähnt diese sich bei Simon in sicherer Abgeschiedenheit. Doch das Gefühl täuscht ...

Kalte Prägnanz

"Das Böse, es bleibt" ist ein Thriller, der von der ersten Seite an Kälte und Prägnanz ausstrahlt. Das beginnt beim Schreibstil, geprägt durch kurze Sätze und eine klare Wortwahl. Es zieht sich weiter über das Setting, einen bitterkalten Winter mitten in den Bergen, mit Schneestürmen, die das Vorankommen erschweren, einer spätestens nachts tödlichen Kälte und verräterischen Fußspuren im Schnee. Und es führt zu den Charakteren, die klar dargestellt werden und zumindest teilweise eine emotionale Kälte besitzen.

Und die Spannung?

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, vorrangig aus denen von Marlene, ihrem Ehemann und dem namenlosen Killer. Die einzelnen Szenen sind überwiegend kurz und prägnant, einige führen in die Vergangenheit zurück, andere enden mit Cliffhangern und versuchen so, die Spannung zu steigern. Richtig packen konnte mich die Geschichte allerdings nicht. Sie ist zwar durchaus spannend gestaltet und ich habe sie gern verfolgt, aber einen fesselnden Spannungsbogen habe ich hier nicht gefunden.

Show, don't tell.

Zum einen lag das an den Figuren, die mich einfach nicht mitreißen konnten. Ein vielfach zitierter Autorentipp um lebendiger zu schreiben lautet "Show, don't tell". Genau das Zeigen fehlte mir. Nicht generell bei den Figuren, denn die waren durchaus interessant gestaltet. Doch wenn nicht einmal die Antagonisten eines Thrillers irgendwelche Gefühle in mir wecken können, läuft etwas falsch. Gerade bei jemandem wie Simon oder dem namenslosen Mörder will ich Gänsehaut spüren, mich mitreißen lassen. In einem Buch, das stellenweise einen regelrechten Wahnsinn thematisiert, will ich irgendetwas von diesem Wahnsinn spüren. Doch das geschah nicht. Kein Mitreißen, keine Gänsehaut, bloß ein einfaches "Okay".

Zu viel Prägnanz?

Zum anderen lag es an der Atmosphäre, die mir einfach nicht das passende "Feeling" vermittelte. Angesichts des Settings und der Handlung hatte ich eine winterlich-kalte, düstere Bergwelt erwartet. Letztlich traten Beschreibungen der Umwelt jedoch hinter dem Denken und den Handlungen der Figuren zurück. Was blieb, waren kurze Erwähnungen, wie etwas aussieht oder sich anfühlt. Zu kurz, um eine packende Atmosphäre zu erzeugen. Darüber hinaus konnte der prägnante Schreibstil zwar sehr gut die Kälte widerspiegeln, für eine richtige Atmosphäre fehlten mir allerdings längere, weniger prägnant-kurze Beschreibungen.
Am Ende zeigten mir nur zwei Szenen, was möglich gewesen wäre - eine in einem Winterwald in den Bergen, die andere in einer Schenke am Fuß der Berge. Hier blitzten kurz die natürliche Gefahr der Berge und die Geschichten, die sich darum entsponnen haben, durch. Leider blieb es dabei, der Rest war wieder nur "okay".

FAZIT

"Das Böse, es bleibt" punktet mit einer interessanten Idee, interessantem Setting und interessanten Figuren. Kurz: mit guten Ansätzen. Doch es blieb beim Interessanten, denn die Umsetzung war mir nicht spannend und atmosphärisch genug. Letztlich war es gute Unterhaltung, aber nichts Herausragendes, das mir länger in Erinnerung bleiben wird.

bewertung_3_pergamentfalter

Zusammenfassung

Positiv Neutral Negativ
  • interessante Figuren
  • gute Ansätze
  • logische Handlung
  • Perspektivwechsel
  • Prägnante Sprache
  • kein packender Spannungsbogen
  • wenig Atmosphäre

Weitere Meinungen 

Schickt mir gern den Link zu eurer Rezension, wenn ihr verlinkt werden wollt!

    4 Kommentare

    1. Huhu
      Da bin ich schon, nutze mal schnell die Pause :-)
      schweinisch - das finde ich ja genial.
      Schade das es dich nicht ganz so vom Hocker reissen konnte, aber so ist das mit den Geschmäckern. Ich fand es ja genial böse. Aber mich kann man mit Geschichten eh schnell 'fangen'. Den Keller fand ich sehr unheimlich und den Mann des Vertrauens auch.
      Die Verlinkung zu dir mache ich erst heute Abend. Dankeschön für den Link zu meiner Rezension
      Hab einen schönen Tag
      Liebe Grüße
      Kerstin

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      1. Hey Kerstin,
        freut mich, dass der Witz ankommt ;-)
        Ja, ich weiß auch nicht, bei mir braucht es in letzter Zeit einiges, um mich packen zu können ...
        Gern und schon mal danke!

        LG Sarah

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    2. Hallo Sarah,
      vielen Dank für die Verlinkung - und auch ich bin etwas erstaunt, dass es Dich das Buch nicht vom Hocker gerissen hat. Ich musste es an einem Stück durchlesen - in Leipzig, nach der verschneiten Buchmesse, hihi - da konnte ich mir das Szenario lebhaft vorstellen.
      Schöne Rezension, ich finde gut, wenn kritisch berichtet wird, ohne etwas richtig schlecht zu machen.
      Liebe Grüße
      Erika

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      1. Hallo Erika,
        danke dir für deinen Kommentar!
        Tja, vielleicht lag es genau daran - mich hat der erneute Wintereinbruch einfach nur genervt ;-) Wobei mich die Umgebung eigentlich nicht beim Lesen beeinflusst.

        Liebe Grüße
        Sarah

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    Vielen Dank für deinen Kommentar!

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