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384 Seiten | 2015 | cbj | Deutsch
Original: Sleep No More
Übersetzerin: Karen Gerwig
Reihe:: Charlotte Westing #1
[Nicht mehr auf der Verlagswebseite gelistet.]
Nur ein Blick in die Zukunft ...
Die sechzehnjährige Charlotte Westing ist ein Orakel. Damit ist sie eine der wenigen Menschen weltweit, die Visionen von der Zukunft haben. Sie kann sehen, was geschehen wird, aber sie darf auf keinen Fall in die Zukunft eingreifen. Dass das unberechenbare Folgen haben kann, hat sie bereits als kleines Mädchen auf die harte Tour gelernt.In einer ihrer Visionen sieht Charlotte eine ihrer Mitschülerinnen - ermordet. Geschockt versucht sie, das zu ignorieren, doch als es nicht bei dieser einen Vision bleibt, beschließt Charlotte trotz Verbotes zu handeln.
Spannend und temporeich
"Dangerous Visions. Es liegt in deiner Hand" ist eins von diesen Büchern, das ich als "Buch für zwischendurch" anfing und dann kaum mehr aus der Hand legen konnte. Schon nach wenigen Seiten war ich mitten in der Handlung. Pikes leichter Schreibstil trug dazu bei, dass ich gar nicht merkte, wie schnell die Seiten unter Fingern und Augen dahinflogen.Die Geschichte wird aus Charlottes Perspektive in Präsens erzählt. Das brachte mir nicht nur die Handlung und Charlotte als Person noch näher, sondern gab mir auch das Gefühl, alles selbst in Echtzeit zu erleben. Ich habe Visionen betrachtet und den Mörder gejagt und bin nebenher in eine kleine Liebesgeschichte eingetaucht, die einen angenehmen Kontrast zu den Morden bildete. Dennoch steht sie, anders als bei vielen anderen Jugendbüchern, nicht im Vordergrund, färbt alles rosarot und lässt die Protagonistin zu einer Hülle verkommen, die nur noch an Liebe denkt. Zum Glück!
Angenehm normale Figuren
Charlotte ist die gesamte Handlung über eine überzeugende Protagonistin. Sie ist keine dieser überzeichnet wirkenden "Superheldinnen", die im Alleingang die ganze Welt retten können (und ihre Intelligenz beim Anblick eines Jungen verliert). Stattdessen zeigt sie auch mal Schwäche, kämpft sich durch ihr Leben und versucht, irgendwie mit allem fertig zu werden. Trotz ihrer Gabe (oder Fluch) wirkt sie auf mich herrlich normal und durchschnittlich, ohne als Figur austauschbar zu werden.Selbiges gilt auch für die anderen Nebenfiguren - von Charlottes Tante Sierra, ihrer im Rollstuhl sitzenden Mutter, dem merkwürdigen Smith oder dem hübschen Linden, der überhaupt nicht das Klischee bedient, auf das ich ihn im ersten Moment reduzieren wollte.
So fantastisch und gleichzeitig blutig die Handlung ist, so normal wirken die Figuren, die diese Handlung tragen. Vor allem angesichts der doch ziemlich klischeehaften Jugendfantasybücher, die aktuell auf dem Markt sind, freut mich diese Abwechslung! Ganz perfekt ist hier aber trotzdem nicht alles ...
Zweifelhafte Altersempfehlung
"Dangerous Visions. Es liegt in deiner Hand" wird als Thriller für Kinder und Jugendliche ab 13 Jahren beworben. In der Handlung geht es dann ordentlich zur Sache: Es werden nicht nur Leichen mitunter recht detailliert beschrieben, sondern auch der Mord an sich.Ich bin nicht der Meinung, dass das Buch für Dreizehnjährige prinzipiell nicht geeignet ist. Mir hat allerdings ein Hinweis oder zumindest eine Andeutung im Klappentext gefehlt, dass einige Szenen recht detailliert und damit möglicherweise problematisch sind.
FAZIT
Ein spannender, actionreicher Jugendthriller, der endlich mal nicht mit den typischen Klischees überladen wurde.Einzig die Empfehlung ab 13 Jahren sehe ich etwas kritisch. Da es sich hierbei aber eher um die Werbung als um das Buch an sich handelt, beziehe ich das nicht in meine Pergamentfalter-Wertung ein.

Liebe Sarah,
AntwortenLöschenDangerous Visions habe ich auch vor einiger Zeit gelesen und gemocht. Insgesamt war es aber für mich dann doch ein wenig zu unaufregend und konnte nicht aus der Masse herausstechen.
Deine Anmerkung zu den detailreicheren Szenen kann ich übrigens sehr gut verstehen. Ich finde Altersangaben so oder so immer schwer, verstehe aber, dass sie gerade für Eltern und den Buchhandel wichtig sind. Was für mich allerdings wichtiger wäre, sind Triggerwarnungen. Nicht nur bezüglich der im Buch angesprochenen Aspekte sondern auch sonst. Gerade Kinder, die mit ähnlich sensiblen Themen schon einmal selbst in Berührung gekommen sind, nehmen so etwas ja auhc wieder ganz anders wahr.
Liebst,
Jule