[Rezension] Kristina Ohlsson: Himmelschlüssel

Dienstag, 26. September 2017 | 4 Kommentare
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Bildquelle: Random House Bloggerportal


480 Seiten | 2016 | Blanvalet | Deutsch

Original: Paradisoffer
Übersetzerin: Susanne Dahmann

Reihe:: Fredrika Bergman #4

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Terrordrohungen in Schweden

Bombendrohungen in Stockholm. Kurz darauf wird ein Erpresserschreiben in einem Flugzeug von Stockholm nach New York gefunden. Entweder, die Forderungen der Erpresser werden erfüllt, während das Flugzeug noch in der Luft ist, oder an Bord wird eine Bombe detonieren.
Für Fredrika Bergman, mittlerweile Angestellte der schwedischen Regierung, Polizist Alex Recht und den schwedischen Geheimdienst wird der Fall zum Wettlauf mit der Zeit - und zum Kampf gegen die Politik. Sollten sie versagen, werden mehr als vierhundert Menschen sterben. Unter ihnen der Sohn von Alex Recht, der als Co-Pilot im Flugzeug sitzt.

Zwischen Spannung und Kleister

Fangen wir ganz vorne an: Mit dem Prolog von "Himmelschlüssel" war ich direkt mitten in der Handlung. Obwohl er nur zwei Seiten umfasst, war ich sofort emotional gepackt und habe mitgefiebert, wie es weitergeht. Danach allerdings war ich erst einmal enttäuscht.
Wer im Prolog eine Szene anbringt, bei der schon nach wenigen Seiten klar wird, dass sie auf Ereignisse weiter hinten im Buch vorgreift, der geht einige Risiken ein. Es kann gut werden - muss aber nicht, wie Kristina Ohlsson hier leider beweist. Nach dem packenden Prolog geht es nämlich erst einmal 24 Stunden rückwärts. Hier beginnt die tatsächliche Handlung. Selbstverständlich haben die Figuren keine Ahnung, was einen Tag später los sein wird, aber gerade darin liegt die Krux: Als Leserin wusste ich es bereits, musste aber trotzdem die scheinbar endlosen, zähen Ermittlungen nach den Bombendrohungen und schließlich im Rahmen der Erpressung verfolgen. Dabei erfuhr ich zwar einiges mehr, was der Prolog noch nicht verraten hat, aber wirkliche Spannung kam nicht auf.
Es war, als würde man durch Kleister waten.
(Seite 267)
Dieser eine Satz beschreibt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch unfassbar gut mein Leseerlebnis in der ersten Hälfte. Anstrengend. Trotzdem bin ich sehr froh, mich durchgekämpft zu haben, denn nachdem jener Zeitpunkt, der im Prolog erwähnt wird, erreicht ist, schnellt die Spannungskurve förmlich wieder nach oben und ich war, auch emotional, wieder mittendrin. Ab diesem Punkt konnte mich die Handlung vollends fesseln und einige Wendungen haben mich förmlich zwischen Freudenschreien und Gänsehaut hin und her gejagt.
Im Nachhinein kann ich die erste Hälfte des Buches noch nicht einmal wirklich kritisieren, denn obwohl die Handlung schleppend verlief, hat gerade das verdeutlicht, wie zäh die Ermittlungen sind. Ob man es hätte kürzen können oder sollen, darüber lässt sich sicher streiten. Letztendlich fand ich es so okay, da ich auf diese Weise Zeit hatte, die Figuren besser kennenzulernen.

Kein Einstiegsband

"Himmelschlüssel" ist der vierte Band der Reihe um Fredrika Bergman. Vor allem zu Beginn wird das sehr deutlich, denn es werden immer wieder Andeutungen auf Ereignisse aus vorhergehenden Bänden gemacht, ohne diese weiter zu erklären. Obwohl ich Band fünf, "Papierjunge", vor einiger Zeit gelesen habe und die Figuren daher kenne, fiel mir der Einstieg etwas schwer. Wer Band drei gelesen hat, hat hier sicher gar keine Probleme, als Einstiegsband in die Reihe würde ich "Himmelschlüssel" allerdings nicht empfehlen.
Nach den ersten Seiten, die den Übergang von Band drei zu vier bilden, hatte ich keinerlei Probleme mehr mit den Charakteren und ihren Geschichten. Die Figuren haben mir allesamt gut gefallen. Sie waren logisch aufgebaut und haben sich schlüssig verhalten, auch wenn ich den einen oder anderen von ihnen gern mal wegen einer Entscheidung ordentlich durchgeschüttelt hätte.

Internationaler Eiertanz

Ein Thema, das die gesamte Handlung prägt, sind internationale Beziehungen. Im Kern spielen vor allem die Geheimdienste Schwedens und der USA sowie deren jeweilige Polizei eine Rolle, die durch die Erpressung gezwungen werden, miteinander zu kooperieren. An dieser Stelle trafen mehrfach nationale Interessen, Vorsicht gegenüber anderen Ländern, unterschiedliche Sichtweisen und nicht zuletzt natürlich der Wunsch, die Erpressung zu beenden, aufeinander. Die Zusammenarbeit der beiden Länder hätte mich manches Mal beinahe wahnsinnig gemacht, weil es aus meiner Sicht so viel einfacher hätte sein können. Auf der anderen Seite gelingt es Kristina Ohlsson sehr gut realistisch darzustellen, warum es eben nicht einfacher ging - es sind schließlich immer noch Geheimdienste und Regierungen, die hier miteinander kooperieren müssen, und das stößt auf so einige Probleme.

Ein letztes Wort zum Cover ...

Cover beziehe ich nicht in die Wertung ein, trotzdem muss ich dieses Mal dazu meine Gedanken loswerden. Ich hab nämlich keine Ahnung, was ich von dem Cover von "Himmelschlüssel" halten soll. Die Insekten mit dem floralen Muster sehen durchaus interessant aus, aber es hat einfach gar nichts mit der Handlung zu tun. Ginge es um zwei Flugzeuge kurz vor dem Zusammenprall, würde ich ja noch einen Grund für diese Darstellung finden, aber so irriert mich das Cover einfach nur. Schade.

FAZIT

Insgesamt hat mir "Himmelschlüssel" gut gefallen. Ich habe die Spannung in der zweiten Hälfte geliebt und die Figuren waren super ausgearbeitet. Als größte Schwäche hat sich für mich im Nachhinein der Prolog herauskristallisiert, auch wenn ich den anfangs super fand. Ohne ihn hätte ich die Ermittlungsarbeit wohl als wesentlich spannender und weniger zäh empfunden.

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Klappentext

Ein voll besetztes Flugzeug gleitet durch die Wolken. Noch ahnt niemand, dass an Bord eine Uhr tickt. Der Flieger darf sein ziel nicht erreichen - und sollte er doch in New York landen, werden Hunderte Menschen sterben.

Um die Forderungen der Erpresser zu erfüllen, hat Fredrika Bergman vierundzwanzig Stunden Zeit. Aber ihr Kampf gegen die Uhr entpuppt sich als Kampf gegen die Politik. Als sie erfährt, dass ausgerechnet der Sohn ihres Freundes Alex Recht im Cockpit des Flugzeugs sitzt, wird Fredrika klar: Dieser Fall ist der härteste, den sie je lösen musste.

4 Kommentare

  1. Hi du
    ich kannte dich noch nicht, aber dank Litnetzwerk, lernte dich aber jetzt kennen. Finde deine Ideen neben Rezensionen auch andere Dinge zu beleuchten irre toll. Deswegen lies ich dir ein Follower Daumen da, und bin gespannt, was du noch so alles schreiben wirst, übrigens deinen Blog finde ich auch sehr ansprechend.
    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,
      danke dir, freut mich, dass dir mein Themenmix zusagt! Ich werd morgen auch endlich Zeit haben, um mit dem Stöbern anzufangen :D

      Liebe Grüße
      Sarah

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  2. Ich habe schon zwei Bücher der Autorin gelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Himmelschlüssel werde ich mir also nicht entgehen lassen. Danke für die interessante Rezension.

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  3. Hallo Sarah,
    schade, wenn die Spannung stellenweise unnötigerweise so niedrig gehalten wird. Trotzdem klingt deine Rezension nach einem ganz interessanten Buch.
    Liebe #litnetzwerk-Grüße, Heike von "Irve liest"

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