[Rezension] Leif Tewes: Tag Null

Mittwoch, 30. August 2017 | 2 Kommentare
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234 Seiten | 2015 | fhl Verlag Leipzig | Deutsch

Originalausgabe

Reihe: Einzelband

[Nicht auf der Verlagswebseite gelistet.]

Aus dem Leben eines Profikillers

Tom ist ein Auftragsmörder. Ein Profi - diskret, schnell und zielsicher. Bis er bei seinem aktuellen Auftrag danebenschießt. Getrieben von der Frage nach dem Warum stellt er mehr und mehr Fragen, die er eigentlich nie stellen wollte, und bringt sich damit selbst immer weiter in Gefahr.
Zeitgleich ermitteln Kommissar Berg und sein Team in mehreren Fällen des potentiellen Auftragsmordes, die sie in Verbindung mit der Balkan-Mafia bringen. Damit dringen sie immer tiefer in den Sumpf aus Politik, Korruption, Waffen und Drogen.

Eine ungewöhnliche Perspektive

Mit "Tag Null" wagt sich Leif Tewes direkt auf ungewöhnliches Terrain: In die Psyche eines Auftragsmörders. Tom ist kein gewöhnlicher Genre-Protagonist und ganz sicher kein Held. Trotzdem ist es Tewes gelungen, ihn so zu konzipieren, dass man ihm gern folgt und seiner Geschichte lauscht. Verrückterweise konnte er bei mir sogar mehr Sympathiepunkte sammeln als das Polizistenteam, das den erzählerischen Gegenpart zu Tom bildet. Während es bei Tom zunächst um seine Vergangenheit geht und später um seinen Auftrag, stehen im Team von Kommissar Berg die Ermittlungen zu verschiedenen Fällen im Vordergrund, die sie mit der Balkan-Mafia in Verbindung bringen. Im Vergleich zu Tom, dessen Leben und Gedanken ich gut kennenlernte, blieben die Polizisten eher farblos. Einzig Kommissar Berg zeigte hier und da ein wenig Persönlichkeit, ohne mich jedoch vollständig von sich überzeugen zu können.
Die Geschichte selbst ist lange Zeit eher zäh zu lesen und brachte mich mehrfach kurz davor abzubrechen. Es gibt viele Rückblicke in die Vergangenheit, die jedoch anfangs nicht z.B. durch Kapitelüberschriften als solche erkennbar sind. Die Informationen werden zwar im Verlauf der Handlung "nachgeliefert", aber eine gewisse Orientierungslosigkeit stellte sich bei mir trotzdem ein. Toms Rückblicke mögen dabei noch eine einigermaßen erkennbare Chronologie besitzen; bei den polizeilichen Parts dagegen wusste ich manches Mal erst einige Szenen später, welche Parts nun zur Vergangenheit und welche in die Gegenwart gehören. Statt Spannung zu empfinden, war ich des Öfteren bloß verwirrt.
Einzig das Interesse an Toms Schicksal ließ mich hartnäckig weiterlesen. Dafür wurde ich schlussendlich im letzten Drittel belohnt. Scheinbar von jetzt auf gleich schnellt die Spannung nach oben und steigert sich hin zu einem Finale, das - wenn schon nicht vollkommen überraschend - dann doch wenigstens passend für die Geschichte ist.

Zwischen ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig

Tewes' Schreibstil ist klar und sachlich. Er fokussiert sich auf die Handlung; Gedankengänge fließen nur beiläufig ein. Besonders auffällig ist die häufige Verwendung der indirekten Rede. Ob es nun Rückblicke in die Vergangenheit sind oder längere Gespräche - sie werden vielfach indirekt wiedergegeben, was den Szenen einiges an Lebendigkeit und Spannung nimmt. Beim Lesen selbst war die mitunter seitenlange indirekte Rede dann auch eher ermüdend als interessant. Chancen, einzelne Charaktere über ihre Sprache, Mimik und Gestik deutlicher zu zeichnen, wurden hier leider häufig vergeben.
Zudem sind mir einige Komma- und Buchstabenfehler aufgefallen, die zwar nicht direkt den Lesefluss stören, aber mir dennoch negativ in Erinnerung bleiben.

FAZIT

"Tag Null" punktet mit einem ungewöhnlichen, aber trotzdem überzeugenden Protagonisten, den man so nicht alle Tage entdeckt. Abgesehen davon ist es jedoch eine eher zähe Geschichte, die trotz interessanter Thematik nicht wirklich überzeugen kann.

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Klappentext

Ein Auftragsmörder schießt daneben - das Ziel, eine Frau, verfehlt. Was ist passiert? Der erfahrene Killer beginnt Fragen zu stellen und löst eine dramatische Ereigniskette aus.
Ein Kommissar erlebt immer wieder die Auswirkungen der organisierten Kriminalität der Balkan-Mafia, die in seiner Stadt den Ton angibt.
Bei den Ermittlungen zu einer Serie von vermutlichen Auftragsmorden kommt es wie es kommen muss: Die Wege des Kommissars und des Killers kreuzen sich - doch bei einem eher unkonventionellen Ermittler und einem Fragen stellenden Auftragsmörder anders, als man vermuten könnte. Und was ist mit der Frau, die dem Anschlag auf ihr Leben nur knapp entkommen ist? Wird der Auftrag vollendet werden?
Der fesselnde Thriller zieht seine Kreise in die Gedankenwelt seiner Protagonisten und bis hinauf in die Weltpolitik. Wie in einen Strudel wird man hineingezogen in eine atemberaubende Handlung, die scheinbar unvermeidlich in einem blutigen Finale zu eskalieren droht.

2 Kommentare

  1. Hey Sarah,

    also zuerst dachte ich noch "WOW, das Buch ist ja toll" und dann habe ich deine Bewertung gesehen. Schade!
    Zäh ist wirklich schlecht. Dann lass ich das lieber.
    Danke für deine Rezi. :)

    Hab einen tollen Tag.

    Ganz lieben Gruß
    Steffi von angeltearz liest

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    1. Hey Steffi,
      danke dir! GENAU SO ging es mir anfangs mit dem Buch auch! Schade, dass sich die Hoffnungen nicht erfüllt haben... Dafür hoffe ich jetzt umso mehr auf "The Second Life of Nick Mason", da ist auch ein Bösewicht der Protagonist ;-)

      Dir auch einen schönen Tag!

      LG Sarah

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