[Rezension] Thomas Finn: Aquarius

Sonntag, 21. Mai 2017 | Kommentieren
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416 Seiten | 2014 | Piper | Deutsch

Originalausgabe

Reihe: Einzelband

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Gut durchdacht, aber mit einigen Längen

Die Explosion einer Seemine und sein knappes Überleben ziehen Berufstaucher Jens Ahrens mitten hinein in eine Serie scheinbar unmöglicher Kriminalfälle: Er landet in dem wohlhabenden Küstenort Egirsholm, in dem Menschen verschwinden und einige fernab von Wasser unter ungeklärten Umständen ertrinken. Gemeinsam mit der Polizistin Meike Ehlers begibt Jens sich auf Spurensuche. Doch die Hinweise, auf die sie stoßen, werden immer abstruser.

Heimatforschung. Mystery. Alte Sagen und Überlieferungen. Fantasy. In "Aquarius" vereint Thomas Finn so einige Elemente und Genre zu einem interessanten Mix. Trotzdem fand ich es anfangs schwer, einen Zugang zu der Geschichte zu finden. Insbesondere im ersten Drittel reihen sich mehrfach Längen aneinander, die nur selten von etwas spannenderen Stücken unterbrochen werden. Die mystisch-mysteriöse Atmosphäre, die Finn immer mal wieder aufbaut, bricht leider schnell wieder in sich zusammen, statt die Geschichte zu prägen.
Spannung kommt erst ab der zweiten Hälfte auf, als Jens Ahrens tiefer in die Verstrickungen und Mythen rund um Egirsholm und die dortigen Vorkommnisse eintaucht. Mit dem Wechsel von "Heimatforschung mit Mystery-Elementen" zu "Fantasy mit Heimatforschungselementen" kommt die Geschichte erst richtig in Fahrt. Es scheint mir bald, als wollte der Autor zunächst ein (recht trockenes) theoretisches Grundgerüst bauen, auf dem er dann den übernatürlichen Plot aufsetzen konnte. Durchweg überzeugen kann das leider nicht.
Wenigstens beschäftigt "Aquarius" sich mit Sagengestalten, die nicht so abgedroschen daherkommen wie Vampire, Werwölfe oder Elfen und verabschiedet sich auch von lieblichen Disney-Darstellungen. Finns Wesen sind erfrischend echt: Nicht komplett lieb, aber auch nicht das Böse in Person. Realistisch eben.
Wie schon bei der Handlung selbst hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten mit den Figuren - allen voran mit dem Protagonisten Jens Ahrens. Er ist eine zuweilen merkwürdige Mischung aus dem Mann von nebenan, einem naiven Jungen und einem Haudrauf. Er und seine Mitstreiterin, die Polizistin Meike Ehlers, wirkten darüber hinaus während ihrer Spurensuche an einigen Stellen ungewöhnlich informiert, dafür dass sie "nur mal was gehört oder gelesen haben". Wie so ein wandelndes Lexikon, aber nicht wirklich überzeugend.
Parallel zur Handlung steigern sich glücklicherweise auch die Charaktere allmählich. Sympathiepunkte kann vor allem Meike für sich gewinnen. Jens dümpelt währenddessen irgendwo zwischen "Ist okay" und "Mag ich ganz gerne" herum. Als Protagonist ist er akzeptabel und durch seine Neugier prägend für die Geschichte - allein tragen können hätte er sie nicht. Dafür fehlte ihm die Dynamik und eine ernstzunehmende Entwicklung habe ich bei ihm auch nicht feststellen können.

Fazit: Ob hier tatsächlich ein Thriller drin ist, wie das Cover behauptet, ist fraglich. Vielmehr ist "Aquarius" ein interessanter Fantasy-Mix mit bisher wenig thematisierten Sagengestalten. Aufgrund einiger Längen und nicht immer überzeugender Figuren verdient sich das Buch trotzdem nur das Prädikat "Okay".

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Klappentext

Das ehemalige Fischerdorf Egirsholm wird von unerklärlichen Todesfällen heimgesucht. Menschen ertrinken unter ungeklärten Umständen - weit weg vom Wasser. Die Explosion einer Seemine erschüttert die Küste. Und ein dunkler Schatten huscht durch die Kanäle und Priele. Durch Zufall gerät Berufstaucher Jens Ahrens in einen Strudel aus Vertuschungen, Mythen und menschlichem Größenwahn. Etwas Bösartiges regt sich unter der Wasseroberfläche.
Das Meer ist unruhig.
Und es ist wütend.

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