[Rezension] Jane Harper: The Dry

Dienstag, 31. Januar 2017 | 5 Kommentare
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Bildquelle: Rowohlt Polaris


384 Seiten | 2016 | Rowohlt Polaris | Deutsch

Original: The Dry
Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann

Reihe: Einzelband

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Rezensionsexemplar

Drückende Hitze, starke Charaktere und die Suche nach der Wahrheit

Die Erde staubig-hart, die Luft brennend heiß. Wasser verdunstet viel zu schnell. Regen existiert nur noch in der Erinnerung. Das Vieh verendet. Die Farmer im australischen Kiewarra fürchten um ihre Existenz. Und Besserung ist weit und breit nicht in Sicht.
Ganz ohne große, ausschweifende Beschreibungen gelingt es Jane Harper, eine beeindruckende, atmosphärisch dichte Szenerie zu schaffen, die mitfühlen lässt. Immer wieder hatte ich während des Lesens das Gefühl, die trockene Hitze spüren und die weite verdorrte Landschaft sehen zu können, wenn ich gedanklich noch ein wenig mehr in die Geschichte eintauche. Auch die von Anfang an angespannte Stimmung hat die Autorin mit Gesten und Worten ihrer Figuren gut eingefangen.
Die Handlung wird aus der Sicht von Aaron Falk erzählt. Der Steuerfahnder kommt nach zwanzig Jahren zurück nach Kiewarra - zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke Hadler, der sich selbst und seine Familie umbrachte. Seine Begrüßung fällt jedoch alles andere als herzlich aus. Noch immer hängt ihm ein Unglück aus der Vergangenheit an und schürt Misstrauen und Ablehnung unter den Bewohnern Kiewarras. Auf Drängen von Lukes Eltern und gemeinsam mit dem Sergeant Raco beschäftigt sich Falk ein wenig mehr mit dem Todesfall - was die Anspannung in Kiewarra nochmal deutlich steigert und alte Wunden aufreißen lässt.
Die Geschichte ist flüssig erzählt. Dabei folgt sie weniger den typischen Stilmerkmalen eines Thrillers, sondern sie ist vielmehr ein Puzzlespiel aus neuen Erkenntnissen und Fährten, wie man es aus Krimis kennt. Hauptträger der gesamten Handlung sind die klar und detailliert gezeichneten Charaktere, ohne die die Geschichte kaum funktionieren würde. Ausgerechnet bei dem Protagonisten Aaron Falk schwächelt die lebendige Darstellung jedoch: Während nahezu alle auftretenden Figuren ihre Ecken und Kanten und Fehler haben, erscheint Falk nahezu unpassend "rund geschliffen" und perfekt. Sein einziger Fehler scheint einer aus der Vergangenheit zu sein, der ihm noch immer nachhängt. Seitdem scheint er die gesamten letzten 20 Jahre wie ein Engel gelebt zu haben, was rein nach logischem Denken recht unwahrscheinlich ist.
Die Spannung - eines der wichtigsten Elemente in einem guten Krimi oder Thriller - wird durchweg aufrechterhalten. Allerdings sollte "Spannung" hier eher als die Spannung eines Krimis gewertet werden. Für einen echten Thriller fehlte mir noch der letzte Kick, der die Nerven zum Zerreißen spannt.
Der Mix aus inoffiziellen Ermittlungen, Rückblicken in die und Folgen der Vergangenheit, persönlichen Differenzen und der alles umfassenden klimabedingten Anspannung ermöglicht immer neue Blickwinkel auf die Geschichte und verleiht der Handlung neue Facetten. Die gesamte Handlung gipfelt in ein überraschendes Finale, das mich persönlich allerdings nicht vollständig zufrieden stellen konnte.

Fazit: Starkes Debüt einer vielversprechenden neuen Autorin - klare Leseempfehlung!

bewertung_4_pergamentfalter

Das Buch erhielt ich als Rezensionsexemplar von Rowohlt. Vielen Dank dafür!

Klappentext

Die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten lastet wie heißes Blei auf dem ländlichen Städtchen Kiewarra mitten im Nirgendwo. Das Vieh der Farmer stirbt, die Menschen fürchten um ihre Existenz.
Als Luke Hadler, seine Frau und ihr Sohn Billy erschossen aufgefunden werden, glauben alle, dass der Farmer durchgedreht ist und erweiterten Suizid begangen hat. Aber Sergeant Raco hat seine Zweifel.
Aaron Falk kehrt nach zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Kiewarra zurück - zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke. Bald brechen alte Wunden wieder auf; das Misstrauen wirft seine langen Schatten auf die Kleinstadt. Und in der Hitze steigt der Druck immer mehr ...

5 Kommentare

  1. Hey du,
    das klingt echt gut. Nun freue ich mich noch mehr darauf, und bin happy, dass ich das Buch auch schon da habe!
    Liebe Grüße, Petra

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    1. Hey, dann wünsche ich dir schon mal viel Spaß mit dem Buch! Bin gespannt, was du darüber denkst :D
      LG Sarah

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  2. Immer wieder spannend Rezis zu lesen, die die gleiche Geschichte in einem anderen Format gelesen/gehört haben!

    Mich konnte "The Dry" als Hörbuch auf ganzer Linie überzeugen - meine Rezi steht nur noch nicht :D

    Ich finde auch das der spannungsbogen sehr gelungen ist, aber nicht so wie andere vielleicht bei dem Genre erwarten würden. Dies finde ich leider eher ungünstig gewählt und habe schon mitbekommen das einige dahingehend enttäuscht waren. Ein Thriller bringt ja dann doch andere Eigenschaften mit.

    Liebe Grüße
    Janna

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    1. Hey Janna,

      das stimmt! Vielleicht wäre es besser gewesen, das Buch als Krimi einzustufen. Ich glaube, das hätte besser gepasst und bei anderen Lesern keine falschen Erwartungen geweckt.

      Liebe Grüße
      Sarah

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    2. Ich denke auch, die Erwartungen waren bei vielen somit eine andere - eine dem das Buch nicht gerecht werden kann. Aber dies ist leider bei vielen Büchern der Fall, denn auch die Genreeinteilung (nicht nur Cover und Klappentext) suggerieren eine Erwartung an den Inhalt

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