[Rezension] T.R. Richmond: Wer war Alice

Montag, 29. Februar 2016 | Kommentieren
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Bildquelle: Random House Bloggerportal


448 Seiten | 2016 | Goldmann | Deutsch

Original: What She Left
Übersetzer: Charlotte Breuer, Norbert Möllemann

Reihe:: Einzelband

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Meine Meinung

Im Februar 2012 ertrinkt die fünfundzwanzigjährige Journalistin Alice Salmon in Southampton. Die Nachricht verbreitet sich unglaublich schnell - nicht zuletzt durch die sozialen Medien. Sie war betrunken und ist in den Fluss gestürzt - so die schnell gefasste Meinung. Ihrem ehemaligen Professor Jeremy Cooke lässt die Sache jedoch keine Ruhe: Er beginnt damit, alles zu sammeln, was mit Alice in Verbindung steht - Briefe, SMS, Posts auf Social-Media-Kanälen, Zeitungsartikel ... Systematisch will er damit herausfinden, was tatsächlich in jener Nacht am Fluss geschah. War es ein Unfall? Oder doch Mord?

"Wer war Alice" ist anders, als viele Krimis und Thriller. Während es sonst eine klare Handlung gibt, eine Entwicklung, eine fortlaufende Geschichte, ist dieses Buch zusammengesetzt aus unzähligen Fragmenten, die nicht chronologisch geordnet sind: Posts, SMS, Playlists, Tagebucheinträge; all die kleinen Schnipsel, die Jeremy Cooke von und über Alice zusammenträgt. Als Leser begibt man sich damit selbst auf Spurensuche: Was hinterlassen wir in der heutigen modernen, vernetzten Welt, wenn wir sterben? Welche Spuren bleiben zurück? Und was kann man aus diesen Fragmenten herauslesen? Ergänzt werden diese einzelnen, mal kurzen, mal längeren Teile durch Briefe von Jeremy Cooke selbst, die ein wenig wie eine Klammer funktionieren: In ihnen hält er das aktuelle und vergangene Geschehen fest. Sie sind eine Art roter Faden im Buch, durch den die Handlung wirklich deutlich wird.
"Wer war Alice" ist definitiv mal etwas Anderes, etwas Besonderes. Gleichzeitig lag - meiner Ansicht nach - in dieser Art von Erzählstil auch ein großer Stolperstein: Es entsteht keine wirkliche Spannung. Vor allem zu Beginn viel es mir sehr schwer, in die Geschichte hineinzukommen und auch weiterzulesen. Sie zog sich gefühlt wie Kaugummi, es gab kein wirkliches Vorankommen und lange Zeit kreiste sie um Themen wie Partnerschaft und Alkohol, was sich irgendwann immer mal wieder zu wiederholen schien. Erst ungefähr im letzten Viertel hat sich dann für mich überhaupt so etwas wie Spannung aufgebaut. Das Ende war zwar knapp, aber überraschend. Den Ausgang der Geschichte konnte ich nämlich überhaupt nicht erahnen.
Die Charaktere waren durch die sehr persönlichen Nachrichten, Posts etc. sehr lebendig und facettenreich dargestellt. Vor allem Jeremy durch seine Briefe und Alice durch ihre Tagebucheinträge lernte ich während des Lesens sehr gut kennen. Dennoch fand ich keine der Figuren wirklich sympathisch oder konnte mich in sie hineinversetzen. Für mich blieben sie bloße Autoren irgendwelcher Texte, die weit weg sind. Ob das am Erzählstil oder etwas anderem lag, kann ich nicht sagen.

Fazit

Welche Spuren hinterlassen wir in der modernen, vernetzten Welt? Auf interessante Weise wagt sich T.R. Richmond mit "Wer war Alice" an diese Frage. Er löst sich vom normalen Aufbau eines Buchs und geht andere Wege. Mich konnte er damit trotz guter Ansätze leider nicht richtig überzeugen. Insgesamt war mir dieses Buch zu sehr Sammelsurium und zu wenig Krimi.

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Klappentext

Wer war Alice Salmon?
Studentin. Journalistin. Tochter.
Sie liebte es, lang auszugehen.
Sie hasste Deadlines.
Sie war diejenige, die letztes Jahr im Fluss ertrank.
Aber das ist nicht die ganze Geschichte.

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