[Rezension] S.B. Sasori: Hongkong Storys 1 - Rattenfänger

Samstag, 3. Oktober 2015 | Kommentieren
Werbung
264 Seiten | 2015 | CreateSpace Independent Publishing Platform | Deutsch

Originalausgabe

Reihe: Hongkong Storys #1

Meine Meinung

"Rattenfänger" ist der erste Band der "Hongkong Storys", einer homoerotischen Buchreihe von S.B. Sasori. Er spielt hauptsächlich in Kowloon, einer Halbinsel von Hongkong, auf der Menschenhandel, Prostitution und Drogen das Leben der Menschen regieren.
In Kowloon wird alles zu Ware. Insbesondere Menschen. Das ist das Einzige, an dem kein Mangel herrscht.
(Seite 17)
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Protagonisten erzählt:
Joseph Wakane leitet in Kowloon das Bordell "Begging Monk", in dem Shivas Nacht für Nacht den Kunden ihre Dienste anbieten. Bei Joseph liegen Grausamkeit und Sanftheit sehr nah beeinander und obwohl er sich selbstbewusst und arrogant gibt, verfolgt ihn noch immer seine traumatische Vergangenheit.
Liam O'Farrell arbeitet als Arzt im Monk. Einst war er ein erfolgreicher Arzt in Hongkong Islands, doch der Alltag schien ihn zu erdrücken und schließlich flüchtete er nach Kowloon. Im Monk kümmert er sich Tag für Tag um die Verletzungen der Shivas und flickt zusammen, was die Nacht von ihnen übrig gelassen hat.
Dean Fitzgerald, der Dritte im Bunde, stammt eigentlich auch Charleston, doch sein Vater schickte ihn - gegen seinen Willen - nach Hongkong in die Firma eines ehemaligen Studienkollegen, um ihm eine Zukunft zu ermöglichen. Nach einem Schicksalsschlag verschlägt es Dean nach Kowloon, wo er in die Hände der Rattenfänger gerät, jene Menschen, die neue Ware für die Menschenauktionen im Hafen von Kowloon sammelt. Plötzlich befindet er sich inmitten eines Albtraums, der kein Ende zu finden scheint.
Die Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet. Sie waren mir von Anfang an sympathisch. Ich konnte mit ihnen fühlen und, verstärkt durch die Ich-Perspektive, sehr gut in ihre Geschichte und ihre Gedanken eintauchen.
In dieser ersten Hongkong-Geschichte spielt S.B. Sasori mit den menschlichen Abgründen. Wann immer ich das Gefühl hatte, es könne nicht schlimmer werden, setzte sie noch eines drauf und verblüffte, schockte, überraschte mich von Neuem.
Zu viel Gefühl. Zu viel Schmerz. Zu viel Leben.
(Seite 36)
Dabei war jedoch nicht alles schlimm, was die Charaktere erleben. Es gibt auch immer wieder sanfte, schöne Momente voller Liebe, die sehr einfühlsam beschrieben sind. Die gesamte Handlung ist ein ständiges Auf und Ab voller Wendungen, die es mir nie langweilig werden ließen.
Lediglich schreibtechnisch hat mich "Rattenfänger" nicht vollends überzeugt. Der Schreibstil von S.B. Sasori besticht in diesem Buch vor allem durch knappe, kurze Sätze, die z.B. die Gedanken der Charaktere etwas abgehackt und mitunter sogar gehetzt wirken lassen. In manchen Szenen passte das sehr gut, in anderen fand ich es irritierend und hätte mir gern mehr Beschreibungen oder ausführlichere Gedankengänge gewünscht. Zudem sind mir in dem Buch eine ganze Reihe von Schreibfehlern und einige fehlende Worte aufgefallen. Wenn das ein oder zweimal vorkommt, stört es mich normalerweise nicht weiter. In "Rattenfänger" fand ich es jedoch - leider - recht auffällig.

Fazit

"Rattenfänger" ist ein spannender, mitreißender, emotionaler Einstieg in die Hongkong Storys. Die Zukunft, die S.B. Sasori zeichnet, ist schockierend. Mitten hinein wirft sie drei Protagonisten, die mir sehr sympathisch waren und deren Beziehung zueinander sich im Laufe der Geschichte allmählich entwickelt. Insbesondere nach dem Epilog bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Aufgrund des Schreibstils, der mir nicht ganz so gut gefallen hat, bekommt "Rattenfänger" von mir insgesamt 4 Pergamentfalter.

bewertung_4_pergamentfalter

Klappentext

Hongkong 2037
Nach einer Pandemie liegt die Weltwirtschaft am Boden. Wer es sich leisten kann, flüchtet in die chinesische Metropole in der Hoffnung auf ein Leben in Überfluss und Reichtum. Doch die Stadt birgt ihre Schattenseite – Kowloon. Menschenhandel, Prostitution und Drogen bestimmen das Dasein der Gesichtslosen. Im Begging Monk, einem Klub in dem verkommenen Bezirk, bieten Shivas das an, was sie besitzen – sich selbst. Joseph Wakane dirigiert das Geschehen im Grenzbereich von Menschlichkeit und Moral. Er kennt die Währung, mit der Träume erkauft und Existenzen zerstört werden.
Liam O’Farrell war ein erfolgreicher Arzt, aber die Eintönigkeit seines Alltags erstickte ihn.
Er kehrte der geordneten Sicherheit Hongkong Islands den Rücken und floh in das vor Dreck und Chaos überquellende Kowloon. Nun flickt er zusammen, was die Nächte im Monk von den Shivas übrig lassen. Als er Joseph zu einer Auktion im Hafen begleitet, erfährt er zum ersten Mal hautnah, wie aus Menschen Ware wird.
Er ist entsetzt.
Bis ihn ein junger Mann anfleht, ihn zu kaufen.

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.