[Rezension] Daniel Polansky: Der Herr der Unterstadt

Samstag, 27. Juni 2015 | 1 Kommentar
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432 Seiten | 2014 | Piper | Deutsch

Original: Low Town - Straight Razor Cure
Übersetzer: Michael Koseler

Reihe:: Low Town #1

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Meine Meinung

Er ist der Herr der Unterstadt, ein erfolgreicher Drogendealer mit dunkler Vergangenheit: Der Patron. Einst stand er im Dienste des Reichs und war sogar ehrenwertes Mitglied des Schwarzen Hauses, der Polizei von Rigus, doch das ist lange her. Mittlerweile steht er auf der anderen Seite des Gesetzes. In der Unterstadt von Rigus, in der Gewalt und Verbrechen an der Tagesordnung sind, führt er sein Leben fern jeden Gesetzes, das nicht die Unterstadt selbst geschrieben hat. Bis eines Tages die Leiche eines Mädchens in den Gassen gefunden wird. Täglich sterben viele in der Unterstadt, doch dieser Mord wird das Leben des Patrons in ganz neue Richtungen lenken...

Die Geschichte ist aus der Perspektive des Patrons geschrieben, der mich in seine finstere Welt mitnahm. Er selbst ist selbstbewusst und sich nie für einen Spruch zu schade, doch obwohl er auf den ersten Blick stark und unnahbar wirkt, wird bald klar, dass ihn seine Vergangenheit noch immer belastet. Er ist bei weitem kein Held und Gewalt und Drogen gehören für ihn zur Normalität.
Ein vollkommenes Gegenteil von ihm ist sein Freund Adolphus, mit dem er zusammen im Krieg war, und auch der Junge Zeisig bringt charakterliche Abwechslung in die Geschichte und verdeutlichen, dass es neben der Gewalt noch etwas anderes in der Unterstadt gibt.
Obwohl es zunächst den Anschein macht, ist "Der Herr der Unterstadt" keine plumpe Gewaltdarstellung, sondern eine spannende Mischung aus Fantasy und Krimi, aus Magie und Mord. Daniel Polansky entführte mich als Leser in eine geheimnisvolle Welt zwischen Protz und Prunk der Reichen und Armut und Gewalt in der Unterstadt. Viel verrät er jedoch noch nicht von seiner Welt. Weder stellt er die einzelnen Völker - von Kleinigkeiten abgesehen - vor, noch gibt er eine genauere Einführung in Geografie oder Geschichte. Ich hätte mir einen Glossar oder zumindest eine Karte gewünscht, die mir die Orientierung in dieser Welt erleichtert hätte.
Die Geschichte selbst ist zwar spannend aufgebaut, konnte mich jedoch nicht vollends fesseln. Die Ermittlungen des Patrons zum Mord an dem kleinen Mädchen laufen in nur eine einzige Richtung. Obgleich er in seinen Gedanken zumindest andere Möglichkeiten abwägt, ermittelt er nicht direkt in andere Richtungen. Zwar gibt es in der Geschichte eine für mich absolut unerwartete Wendung, dennoch konnte auch sie mich nicht vollkommen von der Handlung überzeugen.
Die Sprache des Romans schwankt zwischen "sehr ausgefeilt" und "umgangssprachlich". Ab und an wirkte diese Mischung etwas befremdlich, während des Lesens habe ich jedoch allmählich diese Mischung verstanden. Angesichts der Ich-Perspektive ist es eine ungewöhnliche Methode, den Charakter des Patrons darzustellen: Einerseits sein Leben als Ganove, die umgangssprachliche Seite, und andererseits seine Vergangenheit als Ermittlungsbeamter und Höfling.

Fazit

Mehr Krimi als Fantasy mit interessanten Chatakteren und einem gewöhnungsbedürftigen, aber schönen Sprachstils. Einzig die Handlung hätte etwas mehr Pepp bedurft. Die Fixierung des Patrons auf einen Verdächtigen nahm der Geschichte zu schnell einen Großteil seiner Spannung.

bewertung_4_pergamentfalter

1 Kommentar

  1. Du wurdest nominiert:
    http://fightingforparadise.blogspot.de/2015/07/tag-liebster-award-2.html

    Hannah ♥

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