[Rezension] Mara Volkers: Die Tore der Geister

Montag, 9. März 2015 | Kommentieren
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464 Seiten | 2011 | Piper | Deutsch

Originalausgabe

Reihe: Einzelband

[Nicht mehr auf der Verlagsseite gelistet.]

Meine Meinung

Was passiert, wenn ein Weltraumexperiment der Vereinigten Staaten scheitert und ein Sonnensturm die gesamte Welt in eine Zeit zurückversetzt, in der die moderne Elektronik nicht funktioniert? Wenn die gesamte moderne Infrastruktur zusammenbricht, Chaos die neue Zeit regiert und den moralische Vorstellungen mehr und mehr entsagt wird? Klingt nach einem abgeschwächten Weltuntergangsszenario? Nun, dann lasst mich noch einen letzten Punkt hinzufügen, der das Bild komplettiert, das dieses Buch schafft: Neben all dem menschlichen Chaos versagen die Tore zur Welt der Toten und Geister überschwemmen die Welt in ihrem blinden Wunsch nach Rache.

Damit ist der Ausgangspunkt von Mara Volkers "Die Tore der Geister" vollständig und bis zu diesem Punkt war mein Interesse an diesem Buch groß. Es blieb jedoch leider dabei. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, endlich einen Zugang zu Figuren und Handlung zu finden, doch so recht wollte das nicht gelingen. Warum das so war, dazu jetzt im Folgenden mehr.
Zunächst einmal schien mir die Handlung selbst oftmals sehr gekünstelt und unwirklich. Das Szenario ohne die Geister war noch gut dargestellt. Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt, wie die Menschen reagieren würden, wenn plötzlich keine Autos, Fernseher, Computer, Bahnen, Kühlschränke etc. mehr funktionieren? Was passiert, wenn das moderne Leben quasi von jetzt auf gleich zusammenbricht und die Menschen sich selbst behelfen müssen? Das Bild, das Mara Volkers für diese Situation zeichnet, hat mir gut gefallen, denn es war verständlich und für mich vorstellbar.
Schwierig wurde es ab dem Zeitpunkt, als es mehr und mehr um die Geister ging. Nicht, weil ich es mir nicht vorstellen konnte (oder wollte), sondern weil ich ständig das Gefühl hatte, dass die Handlung gestellt ist. Das fing schon bei den Visionen an, die einige der Charaktere haben... Vor der Katastrophe gab es Radio, Fernseher und Internet, über die man sich über die Geschehnisse auf der Welt informieren konnte. Als die nicht mehr funktionieren, gibt es eben sogenannte Begabte, die sich die Welt durch ihr geistiges Auge ansehen können oder auch mal gedanklich bis ans andere Ende der Welt reisen und sich dort mit anderen Begabten verständigen können. Sprachbarrieren gibt es so gut wie nicht, denn die Sprache der Gedanken scheint ja - mit winzigen Ausnahmen - eine weltweit Einheitliche zu sein...
Ein anderer Punkt, der mich noch mehr gestört hat, waren die Figuren. Neben einer ganzen Zahl von Nebencharakteren, die nur grob gezeichnet waren, blieben auch Hauptcharaktere wie die Begabten Manuela und Pater Fabian sowie der wiedergekehrte Geist Nick die meiste Zeit eher farblos. Zwar haben sie eine gut beschriebene Persönlichkeit, die im Verlauf der Geschichte bestehen bleibt, allerdings hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, dass diese Figuren real sein könnten. Möglicherweise liegt das daran, dass ich mich mit den Personen nicht identifizieren konnte. Ich weiß es nicht.
Der Großteil der Geschichte ist aus Manuelas Perspektive geschrieben und nach einiger Zeit hat sie mich nur noch genervt. Sie ist eine Begabte, okay. Im Rahmen der Geschichte ist das eine gute Grundlage. Anscheinend ist sie aber nicht nur irgendeine Begabte, sondern die begabteste unter den Begabten. Ich hatte nach einiger Zeit das Gefühl, immer, wenn ihre normalen Kräfte nicht mehr ausgereicht haben und die anderen Charaktere gerade nichts zur Lösung des Problems beitragen konnten, hat Manuela irgendwas Neues an sich entdeckt oder hatte plötzlich eine Verbindung zu irgendwem auf der Welt, der ihr helfen konnte. Realitätsgefühl? Fehlanzeige. Große Kräfte stören mich bei Figuren normalerweise nicht, aber was mich gestört hat, war, dass Manuela keine wirklichen Schwächen zu haben schien. Zumindest konnte ich keine erkennen.
Der dritte Punkt, der mich manches Mal gestört hat, war die Sprache. Das Buch hatte - da sei etwas Positives gesagt - gute Beschreibungen und auch Gefühle kamen ganz gut rüber. Schwierig wurde es dann allerdings öfter bei Dialogen. Normalerweise sind sie ein wichtiges Aushängeschild für die Geschichte, aber auch für die Charaktere selbst. In "Die Tore der Geister" waren mir einige Dialoge allerdings zu gestellt. Die Welt mag ja im Chaos versinken, aber deswegen müssen die Charaktere doch nicht so gesteltzt reden, oder?
Ich hab wirklich versucht, mich in das Buch reinzufinden. Habe versucht, den Charakteren auf ihrem Weg zu folgen und sie bei ihrem Versuch, die Geistertore wieder zu schließen, zu begleiten, doch am Ende war ich einfach nur froh, die letzte Seite geschafft zu haben...

Fazit

Ich hab eine ganze Weile überlegt, wie ich das Buch werten soll. Letztendlich gibt es von mir 2 Pergamentfalter, weil die Handlung wenigstens ein bisschen Spannung aufbauen konnte, die Figuren eine konstante Persönlichkeit hatten und mir die Sprache - abgesehen von vielen Dialogen - recht gut gefallen hat.

bewertung_2_pergamentfalter

Klappentext

Durch einen Sonnensturm kommt es auf der Erde zu einem furchtbaren Zwischenfall. Eine gigantische Energiewelle strömt auf die Erde und verursacht Erdbeben, Flutwellen, Tod und Zerstörung. Die Überlebenden, unter ihnen die junge Manuela, ereilen furchtbare Visionen von den Geistern der Toten, die in unsere Welt zurückkehren. Bald erfährt Manuela, dass der Zwischenfall tatsächlich die Tore ins Jenseits geöffnet hat. Und sie muss sich mit einem der Geister verbünden, um den Untergang der menschlichen Zivilisation zu verhindern...

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