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Ungleiche Freunde
Die Straßen sind ungewöhnlich leer, obwohl es erst kurz nach Mitternacht ist. Beruhigend. Besonders nach dem Gespräch, das hinter mir liegt. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn mich jetzt jemand anpöbelt. Das könnte wirklich unschön enden...Seufzend streiche ich eine Haarsträhne weg, die der Wind mir ins Gesicht geweht hat.
Ich hasse Politik und ich hasse die Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt, die Raoul an den Tag legt. "Vater" nenne ich ihn schon lange nicht mehr. Vor vielen Jahren, als ich neu in dieser Welt war, habe ich es getan. Er hat mich aufgenommen, hat mir beigebracht, was ich weiß, und mir geholfen, ein neues Leben aufzubauen, nachdem ich in mein Altes nicht zurückgehen konnte. Ein Leben als Vampir. Aber er ist nicht mein Vater. Nur mein Schöpfer, nicht mehr, obwohl er allzu gern die Vaterrolle spielt. Wäre ich ihm wirklich ein Sohn, wäre das heutige Gespräch anders verlaufen. Dann würde er mich verstehen.