[Rezension] Tamora Pierce: Im Zeichen der Löwin - Die Entscheidung

Samstag, 22. September 2012 | Kommentieren
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256 Seiten | 2007 | cbt | Deutsch

Original: Protector of the small - First Test
Übersetzerin: Kerstin Michaelis

Reihe: Im Zeichen der Löwin #1

[Nicht mehr im Verlag verfügbar.]

Inhalt

Solange sie denken kann, wünscht sich die zehnjährige Keladry "Kel" von Mindelan nichts sehnlicher, als ebenso zu werden, wie ihr Vorbild Alanna - der einzige weibliche Ritter im Königreich Tortall. Obwohl es mittlerweile ein Gesetz gibt, durch das offiziell Mädchen zum Ritter ausgebildet werden dürfen - denn Alanna hatte sich damals als Junge verkleiden müssen - gab es noch keinen weiblichen Anwärter. Nach Verhandlungen mit dem König, Alanna und dem Ausbilder der Pagen, dem eigensinnigen Lord Wyldon, wird es Kel gestattet, die Ausbildung anzutreten, doch bevor sie zu einem richtigen Pagen werden darf, muss sie ein hartes Probejahr überstehen, eine Herausforderung, mit der bisher niemand anderes konfrontiert wurde. Neben der ohnehin anstrengenden Ausbildung ist Lord Wyldon gegen weibliche Ritter, weswegen er Keladry ungern in den Reihen der Pagen sieht. Und er ist nicht der einzige, der sie nach Hause zurückschicken will...

Meine Meinung

Rein von dem Klappentext ausgehend, hat mir das Buch eigentlich gefallen. Natürlich kann man aus dem Thema "Ritter" sehr viel machen, doch ich war letztendlich wirklich enttäuscht, was daraus gemacht wurde. Im Rückblick gesehen war die eigentliche Fantasy-Welt eigentlich nur das Mittelalter mit anderen Bezeichnungen. Soweit auch nicht schlimm, das findet man oft und es werden gute Geschichten daraus. Dass man dann allerdings die chinesische Kultur nahezu vollständig kopiert, sie als Yamani bezeichnet und das damit als neue Kultur darstellt, war mehr als einfallslos. Die eingebrachten Wesen, hauptsächlich die Spinnerlinge, fand ich zwar gut konzipiert, da man sie nicht in jedem zweiten Werk findet, aber wenn nicht gerade von solchen und anderen Wesen die Rede war, habe ich mich mehr als einmal gefragt, was an diesem Buch ein Fantasy-Werk sein soll.
Die Handlung selbst ging mir an einigen Stellen auch deutlich zu schnell. Teils wurde Zeitsprung an Zeitsprung gereiht, zwischendurch unterbrochen von ein paar Gesprächen oder Bewegungen. Man erfährt zwar, was in dieser Zeit passiert, aber dadurch wird man immer wieder aus der ganz gut beschriebenen Handlung gerissen. Die Geschichte wäre deutlich interessanter gewesen, wenn die Autorin einige weitere Stellen ausformuliert oder die Zeitsprünge nicht so groß gewählt hätte. Durch diese oftmals zu schnelle Handlung fehlten auch einige Gedankengänge, sodass Kels Verhalten nicht immer ganz nachvollziehbar war.
Positiv ist mir noch die Darstellung der Bewegungen aufgefallen. In vielen Kampfszenen wird nicht einfach etwas à la "sie kämpften" geschrieben, sondern die einzelnen Bewegungen wurden beschrieben. Teils schien es ein wenig wie ein Ablaufplan, aber dadurch konnte man sich die Reaktionen vorstellen und gedanklich die Bewegungen verfolgen. Teils ist es der Autorin sogar gelungen, dass man die Kampfszenen wie einen kleinen Film gedanklich vor Augen hatte.
Die Sprache ist eher einfach gehalten, was jedoch, wenn man beachtet, dass das Buch für 12- bis 15-Jährige ausgelegt ist, nicht verwunderlich ist. Dementsprechend einfach ist auch der Ausdruck gehalten.
Insgesamt haben mich weder Sprache noch Ausdruck überzeugt, besonders, wenn ich an die teils wirklich unkreativen Formulierungen wie "der einheimische Führer führte" (S. 230) zurückdenke.
Mir ist es nicht gelungen, mich mit den Personen identifizieren zu können. Am besten war noch die Nebenperson Neal dargestellt, den ich mir des öfteren auch lebendig vorstellen konnte. Zu ihm gesellt sich die ebenfalls nur nebenbei auftauchende Person Cleon. All die anderen Charaktere erschienen mir oft eher flach und unwirklich. Kel war dabei eine derjenigen, mit denen ich mich am wenigsten identifizieren konnte. Wenn ich über ihr Verhalten nachdenke, habe ich am ehesten ein Mädchen zwischen vierzehn und sechzehn im Kopf, aber sicher keine Zehnjährige. Ihre Gedanken waren eintönig. Ständig dieser Gedanke "Sie werden mich sowieso nicht annehmen. Ich werde sowieso wieder nach Hause geschickt werden. Die wollen mich doch eh nicht hier haben." Irgendwann ist es einfach nur noch nervig. Natürlich sind diese Gedanken verständlich, da sie ja ein Probejahr hat und viele sie nicht dort haben wollen, aber muss sie denn trotzdem ständig darüber nachdenken und dann auch noch ständig nahezu mit den gleichen Worten? Ich glaube nicht.
Das Cover fand ich eher langweilig. Ich bin mir noch immer nicht sicher, wer nun das Mädchen auf dem Cover ist. Wenn es Alanna darstellen soll, finde ich das ziemlich unpassend, da es eher um Kel geht. Und wenn es Keladry darstellen soll... Vielleicht geht es nur mir so, aber ich erkenne da keine Zehnjährige.
Gut gefallen hat mir das Personenverzeichnis und der Glossar am Ende, da es wirklich sehr viele Personen und Orte gibt, die auftauchen. So verliert man wenigstens nicht den Überblick.

Fazit

Ich muss ehrlich sagen, ich war enttäuscht. Nach dem Klappentext war ich eigentlich angetan von dem Buch, aber mittlerweile... Vollständig überzeugt hat mich nichts. Schon allein die starke Ähnlichkeit mit dem Mittelalter und den Chinesen fand ich langweilig, da ich von einem Fantasy-Buch eigentlich mehr Kreativität erwarte. Selbst wenn es Ritter geben soll, so wäre es doch wirklich günstiger, wenigstens eine halbwegs eigene Welt zu schaffen und nicht nur alles neu zu benennen und eine eigene Karte zu gestalten.

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